„Tor zum Eismeer“, „Paris des Nordens“, die Universitätsstadt Tromsø hat viele Namen und eine bewegte Geschichte. Für uns ist sie seit letztem Winter, als wir diese Segelsaison zu planen begannen, eine Art Schlüsselort: „Wenn wir es gut nach Tromsø schaffen und alles passt, nehmen wir von dort aus Svalbard in Angriff“. Letzte Woche konnten wir anfangs kaum glauben, nun tatsächlich dort zu sein. Doch zweierlei hat uns immer wieder erinnert: die Tatsache, dass das Wort „arctic“ hier inflationär verwendet wird und an bald jeder Fassade steht. Und unser Ausblick von Flying Fishs Heck auf die Wahrzeichen der Stadt, die über einen Kilometer lange Tromsøbrücke und gleich daneben die strahlend weiße Eismeerkathedrale mit ihrer eigenwilligen dreieckigen Scheibchen-Architektur. Natürlich haben wir sie uns auch von innen angesehen, waren außerdem im inhaltlich etwas enttäuschenden Erlebniszentrum Polaria und – auf den Spuren von Jägern, Fischern, Entdeckern und Forschern der Arktis – im Polarmuseum.
Die Stadt hat nicht nur unglaublich viel Kulturelles zu bieten (wir haben bloß einen Bruchteil des Möglichen geschafft), sie ist dazu auch noch recht hübsch mit einigen gut erhaltenen alten Holzhäusern sowie interessanten modernen Gebäuden, hat eine hohe Gastro-Dichte und tolle, lebendige Atmosphäre. Für uns war es zudem eine herrlich gesellige Zeit dort, denn es sind einige der Schiffe eingetrudelt, mit deren Crews wir schon seit Monaten per Svalbard-WhatsApp-Gruppe Kontakt haben. Bei vielen Steg-Gesprächen und einem gemeinsamen Bar- und Restaurantbesuch haben wir sie ein wenig kennengelernt und es ist schön, nun zu wissen, wer so alles mit uns dort draußen bzw. oben sein wird.
Ein Highlight war das Wiedersehen mit Spela und Sverre. Die beiden sind vor einem Jahr von Oslo nach Tromsø umgezogen, bei der Überführung ihrer SY Cilka haben wir sie in Sandnessjøen kennengelernt und einen sehr schönen Abend verbracht. An den konnten wir nun problemlos anknüpfen und verdanken den beiden neben viel Kurzweil wahre Bereicherungen unseres Norwegen-Erfahrungsschatzes: Bei einer Rundfahrt mit Sverre durch das Inland gen Lyngenalpen haben wir neben traumhafter Landschaft auch erstmals eine Rentierherde gesehen. Kurz waren die Tiere verunsichert und schienen über Flucht nachzudenken, trotz der Distanz von bestimmt 150 Metern. Dann befanden sie uns doch für vertrauenswürdig und ließen sich entspannt durch das Teleobjektiv beobachten: ganz schön zottelig, aber auch sehr niedlich. Zweitens dann ein Erlebnis kulinarischer Art, die Einladung zu einem echten Taco Friday! Wer in Norwegen am Freitagabend zu Hause speist, bereitet sich Tacos zu, haben wir gelernt, jede Familie entwickelt dabei eigene Rezepturen und Kombinationen. Leider haben irgendwann die Mexikaner die Idee geklaut und für sich reklamiert. Kulturelle Aneignung, wohin man schaut. Tusen takk for alt, Spela og Sverre!
Inzwischen haben wir Tromsø verlassen und sind letzte Nacht (da hat der Nordwind kurz nachgelassen) frisch verproviantiert und vollgetankt 40 Seemeilen nordwärts motort, zur Insel Vannøya. Wahrscheinlich morgen Nachmittag werfen wir hier die Leinen los, 400 Seemeilen bis zur Südspitze von Svalbard liegen dann vor uns, bis zum Hauptort Longyearbyen auf der größten Insel Spitzbergen sind es weitere 145. Erst dort werden wir dann wieder Internet und Handyempfang haben. Doch in der Zwischenzeit setzen wir kleine Blogs mit maximal einem (schlecht aufgelösten) Foto über Satellit ab, mit unserem IridiumGo. Letzte Nacht haben wir die Technik getestet und es hat funktioniert (der Testblog ist inzwischen gelöscht). Heißt aber nix, wenn es unterwegs mal doch nicht klappt, wir sind dann nicht gesunken! Wir melden uns nochmal mit ein paar Details, wenn wir tatsächlich starten.
Genießt und kommt gesund wieder! Fühlt euch feste gedrückt!!!!
Nun beginnt also das wahre Abenteuer!
Ich wünsche euch 400 plus 145 „really great arctic sea miles“ mit immer passendem Wind und Wetter – und freue mich schon auf das erste Foto von Spitzbergen.
….wir lesen euren Block tatsächlich gerade, während wir auf einer Insel, welche historisch viel mit der Arktis verbunden ist, Takkos und Bitterballen genießen .
Dankeschön, das ihr für uns unterwegs seid und uns so wunderbar teilhaben lasst.
LG von Ameland
Lieber Heiko, liebe Heike,
es ist soooo schön, Euch auf Eurer Reise ein wenig begleiten zu können, immer wieder ein kleines Stückchen Urlaubsfeeling und Entschleunigung pur – zwischendurch.
Liebe Grüße Eva
So, jetzt geht’s richtig los…
Alles Gute und wir drücken hier in Hollenhagen eine beeindruckende Menge an Daumen.
Suse
Boahh, eine wunderbare Bilderserie ganz ohne Wolken! Kann ich kaum glauben. Soviel blau in den Bildern, dass davon sogar eine ansehnliche Portion in Heikos Schuhe gewandert ist. Da scheint mein nicht ganz ernst gemeinster Wetterforecast ja gar nicht so schlecht gewesen zu sein. Das bleibt jetzt so! Ich werde jeden morgen einen kleinen gute Wetter Tanz für Euch um meinen Schreibtisch machen, damit ihr die arktischen Meilen, die euch bevor stehen, gut übersteht. Alles, alles Gute und bitte NO risk!!
Herzliche Grüße vom Schreibtisch, Ludger