Was tun, wenn die Wettervorhersage noch vier segeltaugliche Tage prophezeit und im Anschluss daran gleich ein ganzes Sommer-Wochenende am Vorhersage-Horizont auftaucht, windstill und warm? Schnell im Guidebook blättern und einen Ort finden, der sich für Sommertage eignet! Gefunden haben wir Sommarøy, ein kleines Dorf an der Außenseite von Kvaløya, bekannt für seine Fischereiflotte und die weißen Sandstrände der Umgebung, 120 Seemeilen entfernt von unserem aktuellen Liegeplatz in Stokmarknes. Hier gönnen wir uns zum Abschied noch eine kleine nächtliche Wanderung auf den antennenbewehrten, 504 Meter hohen Storheia, bevor es losgeht Richtung Nordnordost.
Gemütliche Etappen durch schöne Landschaft, eine gute Mischung aus Leicht- bis Starkwindsegeln. Im Vesterålen-Hauptort Sortland stoppen wir nur kurz (und eher aus Pflichtgefühl gegenüber Hauptorten), finden ihn so mittelspannend und segeln direkt weiter bis zum netten, komplett verschlafenen Risøyhamn, dem kleinsten Anlegehafen der Hurtigruten. Außer der Supermarktkassiererin begegnen wir niemandem, hier ist definitiv noch Vorsaison, das kleine Freilichtmuseum und der alte Krämerladen geschlossen. Von unserem Steg dort können wir schon die Betonnung des Risøyrenna sehen, einer seichten, knapp fünf Kilometer langen Meerenge, die regelmäßig ausgebaggert wird. Mit der nächsten Flut segeln wir hindurch und lassen uns von der Strömung beschleunigen, das flache Wasser an Steuerbord fliegt in türkis und grün vorbei. Unser Tagesziel ist der Gästesteg eines hübschen Miniorts namens Bjarkøya, ebenfalls sehr unaufgeregt. Der nahebei gelegene, 234 Meter hohe Stangheia muss vor der Weiterfahrt noch als unser Aussichtspunkt herhalten. Dann wilde 40 Seemeilen mit allen Winden zwischen 2 und 7 Beaufort nach Finnsnes. Dort liegen wir einigermaßen räudig und halb unter einer vielbefahrenen Brücke, doch unsere Herzen sind im Sturm erobert: Es gibt eine Dusche (für uns die erste Dusche an Land seit Kjerringøy vor knapp drei Wochen) und Waschmaschine, beides gratis! Sanitäre Anlagen sind rar hier oben und als Normalpreis für wenige Minuten Warmwasser gelten sonst 5 Euro. Nach ausgiebiger Nutzung trennen uns jetzt nur noch fünf Stunden Motorfahrt von unserem Ziel. Motorfahrt, weil der wenige Wind gegenan weht und kreuzen nicht möglich ist.
Sommarøy gefällt uns schon bei der Anfahrt unter Wolken, im Sonnenschein der nächsten Tage ist es einfach nur noch bezaubernd: nicht zu aufgehübscht, eher ein wenig schrabbelig-industriell, genau wie wir es mögen, mit viel Charme, tollster Landschaft rundum und endlich Massen lärmender Seevögel, die uns weiter südlich so gefehlt haben. Am Freitag sitzen wir beim Mittagskaffee in der Plicht, da biegt überraschend der Motorsegler Ariana um die Ecke. Grete und Ragnar, mit denen wir schon im letzten Jahr einige Zeit verbracht und genossen haben, mögen ebenfalls die abseitigeren Orte und sichern sich den zweiten der zwei Liegeplätze, die es hier gibt. So beginnt ein perfektes Urlaubswochenende: ausschlafen, Fische fangen, quatschen, gemeinsam kochen und essen. Erstmals dieses Jahr nehmen wir das Dinghi in Betrieb, erstmals fläzen wir uns am Strand (die frisch montierten klappbaren Dinghi-Räder bestehen bei dieser Gelegenheit den Praxistest, Schluss mit der mühsamen Schlepperei des schweren Geräts!). Und nachts laufen wir mit unseren Nachbarn los, mal an der Küste entlang, mal auf den Nordkollen mit seiner Radarstation, um einfach auf warmen Steinen zu sitzen und fasziniert die Mitternachtssonne anzustarren, die stundenlang nur so tut, als wolle sie untergehen (unser Blogbild ist morgens um 1 Uhr entstanden).
Gleichzeitig ist dies für uns der erste Blick auf das offene Nordmeer, über das wir schon bald gen Svalbard segeln werden. Jetzt gerade geht es nach Tromsø für letzte Erledigungen und Vorbereitungen, dort werden wir auf das passende Wetterfenster warten. Die Aufregung steigt!
Was für wunderbare Stimmungen und Orte ihr mal wieder mit fantastischen Worten und Bildern eingefangen habt! (Diesen wahnsinnig steinigen Weg aus dem ersten Foto der 6er- Reihe seid ihr aber ewig weit gegangen, oder…???)
Ich wünschte mir ein wenig von der frischen und klaren Luft, die um eure Nasen weht. Hier in Köln sind die Witterungsverhältnisse eher tropisch… lasst es euch gut gehen und genießt diese wunderbare Landschaft. Alles Liebe wünscht euch „Frau Schulz“ 😉
Ich bin mal wieder und immer noch endlos begeistert
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Das grüne Seezeichen grade Nummern haben, irritiert ein wenig, aber auch deren Höhe (sind bestimmt gar keine Seezeichen 😉)
Und Schnee, Eis, Wolken, Wasser , Nebel und heikos nackte Füße, alle Aggregatzustände auf einmal, fehlt nur noch der Gysier, bin sicher, nicht mehr lange.
Dankeschön an Euch und LG, eine tolle Überfahrt und vielleicht eine Pause auf der Bäreninsel – vielleicht seht ihr ja sogar einen.
Liebe Heiks,
endlich mal die erwarteten Sommerbilder – ihr macht doch eine Sommerreise – oder? Danke für die feinen Eindrücke aus Eurem Segelrevier. Nach dem noch ganz geheimen Wetterforecast auf meinem Schreibtisch wird der Restsommer in Norwegen der Hammer – versprochen… (hoffentlich kosten mich diese Zeilen nicht einen erheblichen Wintervorrat an geistigen Getränken) Alles Gute vom Schreibtisch, Ludger
Stimmung toll eingefangen in Wort und Bild. Gute Weiterfahrt nach Tromsoe und mit Spannung warten wir auf die Weiterreise.
… wir warten auch mit Spannung auf die Weiterreise – die Wetterfenster für die Überfahrt sind noch ziemlich undurchsichtig…