Die zuletzt anvisierte Wanderung musste dann doch noch einen Tag länger warten, nachdem der Regen andauerte. Hätte sie aber gar nicht müssen, denn zu unserer Überraschung wurden ihre schwierigsten Passagen jüngst durch Steinstufen entschärft. Etwa 300 solcher Projekte gab es in Norwegen in den letzten Jahren, für den Bau der Bergtreppen werden extra Sherpas aus Nepal eingeflogen. Einerseits schade um die als schwarz klassifizierten Routen, von denen es ohnehin nicht allzu viele gibt. Andererseits werden schöne Orte wetterunabhängiger und für viel mehr Leute erreichbar – und Spaziergänge sind sie immer noch nicht. Wir jedenfalls sind einigermaßen außer Atem bei Erreichen der Djevelporten und dann hoch erfreut: Pünktlich zum Posing auf dem spektakulär eingeklemmten Stein des Teufelstors kommen erstens noch zwei nette norwegische Hikerinnen oben an und zweitens kurz die Sonne raus. Für die Fortsetzung der Tour zum Fløya-Gipfel reicht der Schönwetteranflug aber nicht, dort wabert dichter Nebel.
Zufrieden mit unserer kleinen Tour verlassen wir schließlich am Mittwoch Svolvær und steuern den berühmten Trollfjord an. Zwei Kilometer lang, 100 Meter breit und von fast senkrecht aufsteigenden Felswänden eingefasst, zweigt er vom Raftsund westwärts ab und wird als „schönste Sackgasse der Welt“ bezeichnet. Am Ende befindet sich ein Wasserkraftwerk und wenn kein Schiff des Betreibers hier ist, dürfen Sportboote den Steg nutzen. Wir haben Glück, er ist frei. Ein gratis Liegeplatz in Premium-Landschaft, sogar der Stromanschluss ist geschenkt, ganz frischer Ökostrom direkt aus dem Wasserfall! Alle paar Zeiten kommt ein Ausflugsboot vorbei und dreht eine Runde, über uns kreisen die Seeadler, zum Abendessen gibt es selbstgefangenen Fisch. Was es nicht gibt: Internet und Handyempfang, völlig unerwartet und erstmals in diesem Jahr sind wir komplett offline.
Drei Nächte bleiben wir letztlich im Trollfjord, weil es so schön ist und weil wir zwei Anläufe brauchen für unsere Wanderung dort: In allen Guidebooks steht geschrieben, man solle zunächst der Wasserleitung des Kraftwerks bergan folgen. Doch am Ausgangspunkt weisen große Aushänge uns an, genau dies nicht zu tun und stattdessen weiter südlich aufzusteigen. Durch ziemlich unwegsames und matschiges Gelände folgen wir also brav orangenen Markierungsstäben, hangeln, balancieren und krabbeln voran. Dann enden die Markierungen an einem reißenden Bach. In keine Richtung finden wir eine Möglichkeit, sicher hinüber zu gelangen, treten genervt den Rückzug an und wollen eigentlich am nächsten Morgen ablegen. Doch während des Frühstücks in strahlender Sonne kommen Zweifel und Dickkopf auf. Wir laufen nochmal los, diesmal das Wasserrohr entlang. Und siehe da, der Weg ist großartig und absolut machbar, gut markiert und mit Kletterseilen ausgestattet, wo es steil ist, sowie mit Brettern über allzu sumpfige Stellen. Und die Landschaft: Norwegen-Zauber pur! War da was, hat es je geregnet und gestürmt?! Nur auf den allerletzten Teil der Tour verzichten wir, er führt über harschige Schneeflächen, unter denen Schmelzwasser fließt, man kann jederzeit tief einbrechen und auf die unsichtbaren Steine und Felsen darunter krachen. Lieber nicht.
Gestern haben wir dann tatsächlich den Trollfjord verlassen, schon früh, weil nur in der Zeit um Hochwasser die Strömung im Raftsund nordwärts, also in unsere Richtung geht. Noch ein ausgiebiger Ankerstopp nach der Durchfahrt (mit Seehund-Begrüßung und so klarem Wasser, dass wir sehen, wie sich in sechs Metern Tiefe die Seesterne an der Ankerkette schubbern), nun sind wir wieder in der Zivilisation, in Stokmarknes, wo 1881 die Hurtigruten-Reederei gegründet wurde. Somit liegen die Lofoten bereits hinter uns, der kleine Ort gehört zu den sich nordöstlich anschließenden Vesterålen. Gerade sind wir sehr froh, von einer Idee Abstand genommen zu haben, die es im Winter mal gab: später von Svalbard aus direkt südwärts nach Island zu segeln. Denn wir freuen uns jetzt schon auf die weitere Lofoten-Erkundung auf dem Rückweg ins Winterlager, bis dahin sollten noch ein paar mehr Touren abgetaut und begehbar sein.
Hallo Heiko
Tolle Bilder und tolle Berichte. Freue mich jedes Mal, wenn es News von Euch gibt.
Aber Euer Titelbild ist doch eine Fotomontage, oder ? 😉
Ich sehe T-Shirt und nackte Füße,
Kurze Hose habe ich auch schon bei Heike gesehen…
Anscheinend ist es eine Frage der Akklimatisierung.
Ich komme auch bei so einigen Eurer Bilder und Zeilen ins Schwitzen.😱
Und bei allen ins Schwärmen 😃
Dankeschön an Euch!
Allzeit gute Winde und weiterhin viel Wander-und Anglerglück!
… und na klar-eine atemberaubende Landschaft!
Hallo ihr Lieben, herzliche Grüße aus der Hängematte bei rd. 30 Grad. Selbst der Sonntagssekt muss schnell getrunken werden, damit er nicht warm wird. Lest die Zeilen ruhig mehrmals, dann wird euch ein wenig wärmer in euren Schneelandschaften. Lasst es euch weiterhin gut gehen und bleibt entspannt – sun comes soon😉
Ihr Lieben,
es ist schön, euch auf diesem Weg bei der Reise zu begleiten.
Es bereitet immer viel Freude eure Berichte zu lesen und die Bilder sind phänomenal.
Genießt die Zeit!
Schönen Gruß aus der Heimat
Ingo
Es freut uns Geschichten aus dem Norden in die Waldidylle Höllenhagen zu senden.