Sie verging wie im Flug, unsere restliche Zeit in Nesna. Irgendwann kam die langersehnte Lieferung vom hiesigen Marineshop an mit allen möglichen Klein- und Großteilen, die uns gefehlt hatten, so konnten die Optimierungsarbeiten weiter gehen. Seitdem haben wir eine Öldruckanzeige, einen Stromleakdetektor für den Aluminium-Rumpf und eine fast vollständig installierte Wärmetauscher-Heizung. Am Samstag vor einer Woche dann fand der Dugnad-Tag statt, an dem rund 60 Marina-Clubmitglieder zum Saisonstart den Hafen wieder auf Vordermann bringen. Als Langzeit-Überwinterungsgäste haben wir mitgemacht und gemeinsam mit Stegnachbar Patrick in einer kurzweiligen Aktion die Wasserinstallation auf „unserem“ Steg erneuert. Und zwischendurch gab es sogar mal einen Tag frei für eine kleine Wanderung zum 437 Meter hohen Kjølen oberhalb des Ortes, die teils noch durch harschige Schneefelder führte.
Dann endlich, am Freitag, unser Sliptermin! Gegen Abend, kurz vor höchstem Hochwasser, manövrieren wir Flying Fish vorsichtig ans Hafenende und auf den Slipwagen. Unsere Helfer, die die Anlage bedienen, vertäuen das Schiff, dann geht es langsam ruckelnd raus aus dem Wasser die Rampe hinauf zur Parkposition. Eine schräge Erfahrung: Dass der Bug nach unten geneigt sein würde, wussten wir. Leider haben wir zusätzlich eine ordentliche Krängung nach Backbord, was bei uns (trotz ein paar heimlich gen Steuerbord ausgebrachter Zusatzleinen) für allgemeine Anspannung und später eine recht unbequeme Nacht sorgt. Doch außer uns kümmert die Schräglage niemanden und – Spoileralarm – das Schiff ist nicht umgefallen. Samstag dann einer der härteren Arbeitstage: Nachdem der Algenteppich weg und das Unterwasserschiff über Nacht getrocknet ist, bringen wir neues Antifouling auf, reinigen und fetten den Propeller, tauschen die Opferanode – und als wir uns gedanklich schon mit Duschen beschäftigen, bietet uns Hafenchef Bjørnulf an, seine Poliermaschine auszuleihen. So bringen wir auch noch den Rumpf auf Hochglanz und werden so eben vor dem nächsten Hochwasser fertig. Schon geht es zurück ins Hafenbecken (das zum Glück trotz hohen Luftdrucks knapp tief genug ist). Danach reicht unsere Energie nur noch für Fertigpizza aus dem Clubhaus-Backofen und ein wenig Törnplanung. Denn: Morgen, am Sonntag, legen wir endlich ab!
Man kann sich den ersten Segeltag der Saison nicht schöner wünschen: blauer Himmel, Sonnenschein und leichter Wind. Unter Groß- und Klüversegel lassen wir Nesna hinter uns und drehen den Bug nordwärts. Kaum haben wir das vorgelagerte Tomma passiert, kommen sie in unser Blickfeld wie alte Inselbekannte: Lovund, am Horizont Træna, später Hestmannøy. Das Polarkreis-Monument passieren wir diesmal nicht hektisch unter Drama-Wolken, sondern ganz entspannt in Zeitlupe. Während die Landschaft uns an die tollen Abenteuer des letzten Jahres denken lässt, erinnert das Segeln an die gute alte Zeit auf Valkjollen in den niederländischen Binnengewässern: ständig wechselnder Wind, permanenter Segeltrimm, freudige Konzentration an der Pinne. Jeder Hauch wird genutzt, wir sind mit 2 bis 7,5 Knoten unterwegs und erst ganz am Ende der kurzen Etappe darf der Motor ran, als der Steg von Kjølsøya beinahe in Sicht ist. Dort erwarten uns schon Karin und Enno mit ihrer SY Inua. Die beiden Deutschen leben seit 17 Jahren im norwegischen Bodø. Kennengelernt haben wir uns 2016 auf den Azoren, in der Zwischenzeit aber leider aus den Augen verloren. Entsprechend viel gibt es zu erzählen.
Seitdem sind wir nun gemeinsam unterwegs mit unseren Schiffen und vorhin in Bodø angekommen. Denn fieses Wetter ist im Anmarsch, das mindestens über das Wochenende andauern soll, da möchten wir ab morgen alle sicher festgebunden sein. Bereits seit vorgestern ist es bewölkt, nieselig und kalt, so dass wir in Støtt und Nordarnøy nicht allzu viel unternehmen konnten. Doch wir zehren noch von Montag! Der beginnt in Kjølsøya mit ausgedehntem Kaffeetrinken. Dann startet die Segeletappe wieder sanft-schwachwindig und wir können entspannt die Seite der schönen Insel Rødøya bewundern, die wir im letzten Jahr noch nicht gesehen haben (was Heiko zu einem Drohnenflug verführt). Kaum verlassen wir deren Lee, fliegen wir nur so auf unser Ziel Bolga zu, Segelgenuss pur. Dort angekommen, brechen wir zu einem Spaziergang um die Insel auf. Die erste Hälfte ist bequem und ließe sich auch in Flipflops bewältigen, wenn einem nicht die Zehen abfrören. Doch dann wird das Ganze zu einer spannenden und herausfordernden Tour über Stock und Stein mit einem steilen Aufstieg am Schluss, der zu einem Loch weit oben im Berg führt, durch das wir zurück auf die andere Inselseite klettern. Eine fantastische Runde. Notiz an uns selbst: In Norwegen immer volle Wandermontur, sobald man sich außer Sichtweite des Schiffs begibt, denn man weiß nie!
Wouldn’t it be great if the boats could get themselves ready for the season? However, you made it. We enjoyed reading your blog and seeing the wonderful scenery. Have a great trip.
Während in Köln die letzten Ersatzteile eintrudeln, wird in Norway kräftig gewienert und geschraubt! So soll das!
Und die Bilder versprechen einen großen Spaß. Was eigentlich noch fehlt, ist der Clip vom Drony. Alle unbemannten Flugobjekte wieder an Bord, Heiko??
Liebe Grüße auch vom Daggel!
während wir hier der Wärme entgegenstreben, scheint ihr das Gegenteil zu machen. Die Bilder machen den Anschein unendlicher Ruhe. Übrigens wenn ich die Bilder auf dieser Seite anklicke, springen sie -nach der ersten Bilderreihe (da stimmt noch ) nach links oben und sind nur noch schwer zu handeln. Allzeit gute Fahrt 😃 Falko
Was nehme ich aus diesem Post mit? Bei euch gab’s viel Arbeit, viel frische, klare Luft und viele Orte mit „ø“. Und wieder viele schöne Fotos, die das gedankliche Mitsegeln zum Vergnügen machen.
Da seid ihr ja gut gerüstet auf der Fahrt nach Norden. Viel Arbeit!
Wir biegen langsam in die Zielgerade ein. Morgen noch ein Stopp bei unserem Sohn und dann geht es nach Kiel.
Euch wünschen wir guten Wind und schönes Wetter für die Lofoten und weiter. Lbgr hup