Zwar sagen uns alle derzeitigen Atlantiküberquerer, wir sollen es einfach lassen und hierbleiben, es sei kalt, ungemütlich, anstrengend da draußen, dennoch ist es so weit, wir legen gleich ab in der Marina Port Louis in Marigot auf St. Martin. Warum wir auf einmal in der Marina sind? Am Freitag fuhr deren Promotion-Team durchs Ankerfeld und bot an, man könne zwei Nächte zum Preis von einer dort liegen, da haben wir zugeschlagen. Zum ersten Mal seit Anfang Januar ist Flying Fish länger als die paar Minuten während des Tankens an einem Steg festgemacht, statt an Anker oder Mooring im freien Wasser zu schwojen. Ein seltsames Gefühl und ganz schön stickig hier, aber so konnten wir unsere Batterien noch mal ordentlich mit Landstrom vollpumpen, das Schiff halbwegs entschmutzen und schon am Samstag die Schleimschicht unter dem Dinghi entfernen, es in Ruhe trocknen lassen und unter Deck verstauen – und uns mit Süßwasser duschen! Einen ersten kurzen Schockmoment gab es noch bei der Fahrt zur Tankstelle: die Logge (Messgerät für die Fahrt durch das Wasser) zeigte nichts an, obwohl sich das Rädchen unten am Schiff per Hand leicht drehen ließ. Sensor kaputt? Nein, ein mieser, kleiner Baby-Squid hatte sich eingenistet und das Ding blockiert, er ist jetzt auf der Suche nach einer neuen Wohnung.
So hätten wir eigentlich am gestrigen Sonntag ablegen können, wäre nicht Schockmoment Nummer zwei gefolgt: es tropfte aus der Seewasserpumpe in den Motorraum, so was kann man nicht ignorieren, denn das Teil spielt eine wichtige Rolle für die Kühlung der Maschine. Letztlich war nur ein Simmerring im Inneren der Pumpe verschlissen. Dass das alle paar Jahre passiert, ist völlig normal, bloß war Flying Fish’s Timing mal wieder bemerkenswert, wäre doch in den letzten Wochen genug Gelegenheit gewesen für so was. Andererseits natürlich gut, dass wir den Zwischenfall nicht während der Überfahrt bewältigen mussten… Zu unserem riesengroßen Glück haben wir letzte Woche Inga und Vassil von der „Olgalou“ kennengelernt. Mal ganz davon ab, dass wir die beiden verdammt gut leiden können, kann und weiß Letzterer einfach alles in Sachen Bordtechnik und hat Zugriff auf eine Werkstatt, so durften wir ihm die ausgebaute Pumpe bringen und er hat sie für uns in Rekordgeschwindigkeit auseinander genommen und die Verschleißteile ausgetauscht. Dennoch kostete die Geschichte inklusive Aufregung drum herum ein paar Stunden, so dass wir die Abfahrt auf heute verlegt haben. Das brachte uns immerhin einen weiteren super schönen Abend mit den Olgalous ein, insofern: danke, Fish.
Ungefähr zeitgleich mit uns starten noch ein paar andere Schiffe: die niederländische „Chara“ und die britische „Crazy Diamond“ sind seit gestern unterwegs, mit ihnen werden wir einmal täglich über Kurzwelle funken. Und dann noch eine kleine schwedische Flottille, bestehend aus den drei Booten „Joshua“, „Shalom“ und „Goma Rota“ (letzteres ist Spanisch und bedeutet „gerissenes Kondom“, wir haben nicht weiter nachgefragt, auf jeden Fall sind keine Kinder an Bord). Sie nehmen vielleicht auch an der Funkrunde teil, sofern sie es schaffen, ihr einziges Kurzwellengerät noch zu reparieren. Die aktuelle Wettervorhersage ist nicht brillant, aber in Ordnung. Ähnlich wie bei der Atlantiküberquerung von den Kanaren in die Karibik kann man auch auf dem Rückweg nach Europa in der Regel nicht den direkten Kurs anlegen, sondern muss einen großen Bogen segeln, um günstige Winde zu erwischen. Auf dem Hinweg führt der nach Süden in Richtung Kapverden und jetzt nordwärts gen Bermuda. Insofern hatten wir auf leicht südlichen Wind für den Start gehofft, doch der weht stumpf aus Ost, laut Prognose wahrscheinlich für immer. Dafür ist die Stärke mit drei bis vier Beaufort okay, ein sanfter Einstieg. Ob wir auf den Bermudas stoppen oder nicht, das werden wir unterwegs entscheiden. Im Moment wäre es uns lieber, direkt zu den Azoren segeln zu können. Zum einen möchten wir dort möglichst viel Zeit verbringen, zum anderen könnten wir dann eher die Crew der „Sif“ wieder treffen, die mit etwas Vorsprung unterwegs ist und sonst vielleicht schon wieder weiter müsste (außerdem haben die Bermudas den Ruf, den segelnden Besucher mit viel Bürokratie zu quälen und extrem teuer zu sein).
Tja, und dann werden wir gerade oft gefragt, wie lange das Ganze wohl dauert. Also: die eigentliche Strecke (inklusive Bogen) beträgt ungefähr 2.300 Seemeilen, das sind 500 weniger im Vergleich zum Hinweg, für den wir 23 Tage gebraucht haben. Allerdings müssen wir gegebenenfalls öfter mal den Kurs erheblich ändern, um Flauten- und Starkwindzonen auszuweichen, ein paar davon werden uns dennoch erwischen und Zeit kosten. Zwar haben wir zusätzlichen Diesel in Kanistern an Bord (100 Liter zu den 300 Litern im Tank), doch wir motoren mit unserem schweren Schiff relativ langsam, dazu gibt es noch bremsenden Gegenstrom auf dem Atlantik, der die Geschwindigkeit reduziert. Wir wären also mit drei Wochen Fahrtzeit ziemlich glücklich, es können leicht vier werden, Wasser und Proviant sind für locker sechs Wochen an Bord. Natürlich werden wir wieder über unsere Fortschritte und Rückschläge informieren und kurze Blogbeiträge ohne Bilder und Umlaute an unseren Freund Wilfried senden, der sie dann online stellt, außerdem aktualisieren wir täglich unsere Position auf der Homepage. Also, wir freuen uns weiterhin riesig über Eure Begleitung, Flying Fish ist ab jetzt wieder auf See, unterwegs zurück nach Europa!
Liebe Heiks,
ich wünsche euch toi, toi, toi für eure 2. Atlantiküberquerung. Ihr werdet Flying Fish schon sicher durch Wellen und Wind steuern, nachdem ihr bereits so viel erlebt habt.
Außerdem möchte ich euch zu einem kompletten Jahr auf See gratulieren! Unglaublich, was für eine lange Zeit. Da schwingt jetzt auch nur ein gaaaaanz klein wenig Neid mit.
Ich drücke euch ganz fest die Daumen für passendes Wetter und bin gespannt auf weitere eurer sehr unterhaltsamen Berichte.
Viele Grüße aus Hamburg, Svenja
Ich wünsche euch viel Glück, auf dass der Wind euch saft nach Hause schaukelt.
Es ist übrigens schon etwas wärmer in Warns!
Liebe Heiks,
Habt eine sichere Überfahrt und fair Winds. Der Ritt dürfte ein spannender werden…
Die Marlene erwartet Euch nach erfolgreicher Taufe in friesisch-frostigen Gewässern!
Liebe Grüße Ch&S
Liebe Heiks, das mit dem Wetter – Tanzen lasse ich diesmal sein. In Marokko Regen, in Warns gefühlten Frost und viel Wind – irgendwie der falsche Schritt. Ich wünsche Euch einfach nur eine sichere und Glückliche Fahrt! Grüße vom Schreibtisch, Ludger
Viel Glück und guten Wind Euch beiden.
Hallo Ihr Beiden,
ich drücke Euch fest die Daumen für den letzen Teil Eures Abenteuer.
Viele Grüße aus Heidelberg,
Thorsten
Sooo aufregend!!!! Kommt heile an!!!!
Liebe H’s,
Drück euch die Daumen für ne gute Fahrt.
Ich bin mal kurz ins Mittelmeer abgedreht, um meine Tochter Ende Mai auf malle zu treffen, Anfang Juli geht’s aber wieder in den Atlantik. Bobby habe ich auch zufällig in Lagos getroffen.
Also denn mal tau..