Eigentlich besteht Guadeloupe aus zwei Inseln, die an einer Stelle miteinander verbunden sind und wie ein großer Schmetterling im karibischen Meer liegen. Mit unlogischer Namensgebung: die kleinere Osthälfte Grande-Terre ist eher flach mit vielen Zuckerrohrfeldern und Ortschaften, Basse-Terre im Westen wird von grünen Hügeln und Bergen dominiert, dort befindet sich der Parc National de la Gouadeloupe mit seinen Flüssen und Wasserfällen. Ungefähr mittig im Süden liegt Pointe-à-Pitre, die größte Stadt und das Wirtschaftszentrum von Guadeloupe mit rund 17.000 Einwohnern. Dorthin führte uns der erste unserer Bus-, Mietwagen- und zu-Fuß-Ausflüge. Rasend viel gibt es nicht zu sehen: Kolonialbauten und unscheinbare 0815-Architektur gemischt, vereinzelt historisch interessante Stätten wie der Place de la Victoire, auf dem einst die Guillotine stand, dazu insgesamt erfreulich viel Leben und Gewusel in den Shops und Einkaufsstraßen. Unsere Ambitionen waren in erster Linie konsumorientiert, Nachschub an Flipflops und Shorts musste her, das sind neben Badehosen und Bikinis DIE Verschleißartikel dieser Reise. Und wir waren einigermaßen erfolgreich.
Auf Stadt folgte Natur: auch hier ist der Regenwald dicht und quietschgrün. Die Route de la Traversée führt mitten hindurch, im Süden kann man den 1.467 Meter hohen Vulkan La Soufrière hinter Wolken erahnen. Das Gebiet drum herum wurde 1992 von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgewiesen, weil es über 300 Baum- und Buscharten Lebensraum bietet. Eine der bisher schönsten und abwechslungsreichsten kleinen Wanderungen haben wir eher zufällig erwischt, sie war schlicht der längere Weg vom Abgabeort unseres Mietwagens zurück nach Deshaies, wo Flying Fish vor Anker liegt: durch das Naturschutzgebiet Le gros Morne mit lichtem Wald, Traumstrände entlang, schließlich ein heftiger Auf- und wieder Abstieg – schweißtreibend und ein großer Spaß! Beeindruckt hat uns noch der der berühmte Cimetière de Morne-à-l’Eau. Es ist typisch auf Guadeloupe, dass Grabmäler als überirdische Mausoleen angelegt und schwarz-weiß gestaltet werden, doch hier liegt der Friedhof so exponiert auf einem Hügel über dem Ort, dass er fast größer wirkt als dieser selbst. Manche der Familiengräber sind wie kleine Häuser gestaltet, teils mit aufwändigen Intarsien, oft einfach mit Badezimmer- oder Küchenfliesen verziert. Es ist wohl Brauch, dass sie zu bestimmten Terminen wie Allerheiligen geschmückt und besucht werden, sogar gemeinsame Essen finden dann auf den Grabmälern statt. Wir waren an einem normalen Tag dort und fanden die Atmosphäre eher bedrückend: umgestürzte verblichene Plastikblumen, viel Schmutz, umherwehender Müll.
Insgesamt ist Guadeloupe – wenig überraschend auf den Französischen Antillen – sehr französisch. Das hat Vor- und Nachteile: auf der einen Seite genießen wir Baguettes, Croissants, Paté und Rillettes, auf der anderen Seite den oft eher rauen Charme der Leute hier. Was uns immer wieder zum Lachen bringt, ist die Fremdsprachen-Aversion: sämtliche Infotafeln, die wir entdeckt haben, sind nur auf Französisch beschriftet, die im Nationalpark sogar auch in Braille, von Englisch keine Spur. Bloß die zahlreichen Verbote gibt es dann wieder als Piktogramm. Naja, irgendwo muss das Image ja herkommen… Eine sehr positive Überraschung ist die hiesige Musik, die uns direkt bei der ersten Busfahrt begegnet ist. „Zouk“ heißt der Stil, zu dem es auch einen Tanz gibt, im Kreolischen bedeutet das „Feier“. Auf den bisher besuchten Inseln waren wir gelegentlich ein wenig enttäuscht: in der Reggae-Abteilung scheint dort seit Bob Marley nicht mehr viel passiert zu sein und die üblichen Calypso- und Soca-Rhythmen klingen oft arg schlicht und wollen nicht dauerhaft ins Ohr. Auch deren Inhalte sind schwierig, geht es doch typischerweise um Ladies, die wirklich sexy-sexy-sexy sind oder um möglichst viel Rum-in-the-glass. Zouk ist insgesamt eingängiger und melodischer, weniger aggressiv, manchmal geradezu sanft. Der Stil wurde durch französische, englische und afrikanische Einflüsse geprägt und hätte uns auch schon auf Martinique begegnen können, wären wir dort länger gewesen.
Morgen verlassen wir das französische Terrain, wir haben schon ausklariert und es geht nach Antigua, wo wieder Englisch gesprochen und mit Eastern Carribean Dollars statt Euro gezahlt wird. Apropos Easter (eine extrem billige Überleitung, ich weiß): wieder mal haben sich Feiertage fast unbemerkt an uns heran geschlichen, ohne den von zu Hause gewohnten Deko-Wahn kriegt man einfach nichts mit! Aber gerade noch mal gut gegangen: wir wünschen Euch allen ein zauberhaftes Osterwochenende, happiness, sunshine and eggs!
FROHE OSTERN liebe Heiks. The eggs waren hart und bunt, sunshine ist nur im Herzen dafür happiness satt. Der Ostersparziergang wird wohl rainy, muss aber sein, denn in D soll die sogenannte Tonnagebesteuerung ausgeweitet werden. Damit will Scheuble die schwarze Null retten!
Übrigens, am 16. April ist closing time for late entries mit a 20% entry fee Penalty für die Antigua sailling week. Die 49. Ausgabe dieser Traumregatta solltet ihr nicht verpassen. Ich erwarte spektakuläre Bilder und ein wenig reporting! Herzliche Grüße vom österlichen Schreibtisch, Ludger
Liebe Heiks, Ihr könnt einem schon Mundwasser erzeugen: sexy³-Ladies, rum-in-the-glass, Raeggy und besonders die angenehmen Temperaturen. Buenos Eires in D war nur wässrig und kalt. Hier habt Ihr nichts verpasst. Guten Schlag nach Antigua und viele offene Arme der Bewohner, Euer KRE