Die letzte Grenadine

Flair und Charme der größten und nördlichsten Grenadinen-Insel Bequia sind eindeutig in Port Elizabeth, dem farbenfrohen Hauptort der Insel, konzentriert, das wissen wir seit unserer gestrigen Inselrundtour mit Fahrer Steve. Denn allzu viel gab es ansonsten nicht zu entdecken: die Reste der Hamilton Battery, eines alten britischen Forts, wo noch ein paar Kanonen auf das Meer gerichtet sind, den schönen Fernblick vom höchsten Punkt Mount Pleasant und die Old Hegg Turtle Sanctuary, eine Aufzuchtstation für Meeresschildkröten, die 1995 als Privatinitiative ins Leben gerufen wurde. Auf letztere hatten wir uns sehr gefreut, doch leider war das diensthabende Personal dort, ein ziemlich junger Typ, extrem wenig auskunftsfreudig. Überhaupt schien er Schildkröten eigentlich eher blöd zu finden und hätte uns lieber mehr von seinen sieben Pitbulls erzählt, da er schon zum Sprechen genötigt wurde. Immerhin haben wir erfahren, dass die Station nicht nur die Überlebenschancen frisch geschlüpfter Tiere erhöht, indem sie sie einsammelt und nach rund 16 Monaten am selben Ort wieder in die Freiheit entlässt, sondern sich auch um kranke und – in einem Fall – übergewichtige Exemplare kümmert. Zwangsdiät, damit die Schnelligkeit zurückkehrt, dank der die Tiere Haien entwischen können, neben dem Menschen die einzigen Feinde der erwachsenen Meeresschildkröte. Bequia insgesamt wirkt zerklüftet und trockener als die Nachbarinseln, das satte Grün hat hier einen bräunlichen Einschlag. Schön sind die kleinen Orte mit ihren verschiedenfarbigen Häusern, die aussehen, als hätte sie ein Künstler mit Geschmack liebevoll in die Hänge getupft.

 

 

Unser Learning aus der Rundfahrt: man sollte die Existenz vieler Taxis an einem kleinen Ort nicht als Indiz in Sachen Sehenswürdigkeiten überbewerten, sie kann nämlich auch schlicht bedeuten, dass gelegentlich ein Kreuzfahrtschiff vorbei kommt. Seit letzter Nacht liegt eines vor Anker und Port Elizabeth brummt vor Betriebsamkeit, Großkampftag im Paradies: Souvenirstände haben sich explosionsartig vermehrt, die super-gemütlichen Cafés und Bars sind überlaufen, Fußgänger stauen sich auf dem schmalen Pfad am Meer und Steve trägt plötzlich einen blütenweißen Hut. Normalerweise hat Bequia rund 5.000 Einwohner, heute sind es gefühlt doppelt so viele. Wir sind froh, dass wir das Städtchen und die freundlichen Menschen hier ein paar Tage lang in entspanntem Normalzustand genießen durften, denn wir hatten einiges zu erledigen. Neben den normalen Besorgungen war an unserem Außenborder der Gangschaltungshebel abgebrochen, was eine kleine Reparatur erforderte, dann stand der Großwaschtag an und mittlerweile ist der Wassertank teilweise wieder gefüllt. Hier in der Admiralty Bay kann man einfach auf Kanal 67 Daffodil’s Marine Service anfunken, dann kommt Daffo mit seinem gelben Versorgungsschiff längsseits, von dem aus Diesel, Wasser und Eis verkauft werden. Leider alles recht teuer, so dass wir uns erst mal mit 200 Litern begnügt und weiteren Nachschub per Kanister und Dinghi an Land besorgt haben. Heute Abend gab es zum Ausgleich dieser Mühen noch ein leckeres BBQ am Strand mit den Crews von „Balou“, „Sif“ und der „Kali Mera“ aus der Seglernation Österreich und schon verabschieden wir uns morgen von den wunderschönen Grenadinen und steuern unser nächstes Ziel an: St. Vincent.

 

 

Dirk
Februar 19th, 2016 at 4:29 pm

Die Geschichten über Perkins‘ Eigenarten vermisse ich auch, vermute aber, dass Ihr einfach von Insel zu Insel rudert (oder rudern lasst).

Ludger
Februar 19th, 2016 at 4:09 pm

Liebe Heiks,
die Karibik zwischen Weihnachtsmann und Heinzelmann – vermutlich habt ihr die Wäsche gar nicht selber gemacht, sondern nur Euer rotes Aufblasboot nebst Wäsche am Strand gelassen. Am nächsten Tag dann noch aufhängen und fertig. Mich wundert jetzt auch gar nicht mehr, dass ihr so gar nix mehr über Frau Perkins, die Bilge oder sonstige Reparaturen postet. Vermutlich lebt mittlerweile die gesamte Heinzelmännchen – Karibikgemeinde bei Euch im Maschinenraum. Hand aufs Herz und ganz ehrlich – womit füttert ihr die, dass die so lange schon bei Euch an Bord leben? Könnt ihr uns einige mitbringen und ausborgen – wir hätten da noch einige Decksschrauben tiefer zu legen. Oder ist das europäisierter Karibik Voodoo?
Herzliche Grüße vom Schreibtisch, Ludger

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