Dieser Blogbeitrag hätte schlicht „Madeira“ heißen können, auch „Schönes Madeira“, „Grünes Madeira“, „Wandern deluxe auf Madeira“ oder „Überraschend bunte Unterwasserwelt von Madeira“, bloß kam es ziemlich zu Beginn unseres Aufenthalts gehäuft zu Begegnungen und Beobachtungen, die uns den titelgebenden Ohrwurm von Pigor & Eichhorn beschert haben. Ein kapitales Vieh, das nun einfach nicht mehr von uns ablassen will. In der Hauptstadt Funchal war das, wo uns immer wieder diese spezielle, deutsch sprechende und in Pastellfarben gewandete Touristenspezies vor die Füße lief, wahrscheinlich frisch von einem der zahlreichen Kreuzfahrtschiffe geschubst, die die Insel anlaufen. Sie kommen weltweit vor, sind gern in Gruppen unterwegs, kritischer Blick, die Mundwinkel heruntergezogen, und beklagen einfach alles: Essen, Getränke, Service, Reiseleitung, Ausflugsplanung, das Preis-Leistungs-Verhältnis ihrer Schuhe, Wetter, Gesamtsituation. Eine Art Dauer-Nölton umgibt sie, eine Aura der Unzufriedenheit. Gleichzeitig wirken sie gar nicht wirklich unglücklich, anscheinend handelt es sich nur um eine andere Art Normalzustand.
Dabei meint es die Insel richtig gut mit ihrer älteren Zielgruppe: das sehr aufgeräumt wirkende Funchal etwa liegt malerisch in einer Bucht und lässt sich wunderbar erschlendern. Promenaden und Boulevards sind geschmackvoll gestaltet und mit traditionellen schwarz-weißen Mosaiken gepflastert, neben Cafés und Restaurants laden auch zahlreiche gepflegte Gärten und Parks mit exotischen Pflanzen zum Verweilen ein. Der Hochhausbauboom der 1960er und 70er Jahre ging an Funchal glücklicherweise vorbei. Man kann historische Gebäude besichtigen, die bemalten Haustüren in der Altstadt „Zona Velha“ anschauen oder in der Markthalle „Mercado dos Lavradores“ Früchte, Blumen und Fisch kaufen. Es gibt eine große Auswahl an Museen, etwa für Naturgeschichte, Stickerei, Wein, Heil- und Gewürzkräuter, Erinnerungen, Kirchenkunst und Cristiano Ronaldo (bloß das Museu de Arte Contemporanea, das wir besuchen wollten, ist leider jüngst nach Calheta im Westen der Insel umgezogen). Es werden Stadtrundfahrten per Cabrio-Bus angeboten, man kriegt immer ein Taxi und in das oberhalb am Berghang gelegene Örtchen Monte fährt bequem eine Seilbahn.
Dann die Wanderungen, für die Madeira berühmt ist: nie sahen wir besser erschlossene und präparierte Wege, fast als würde der deutsche TÜV hier wöchentlich Kontrollgänge machen! (Ehrlich gesagt für unseren Geschmack hier und da schon zu viel des Guten, wenn man über Kilometer zu Trippelschritten auf kleinen Stufen gezwungen wird…). Wir haben uns mit Strohwitwer Reiner von der „Balou“ eine Woche lang ein Auto geteilt und als erstes den Ort Queimadas angesteuert, um von dort in den Caldeirao Verde, den grünen Kessel, zu wandern. Die Tour gehört zu den Levada-Wanderungen, eine Attraktion von Madeira. Levadas sind historische Wasserkanäle, an denen man entlang läuft, auf den Wegen der Wartungsarbeiter und teils auch direkt auf den Begrenzungsmauern. Sie haben nur ein geringes Gefälle, so dass es selten heftige Auf- oder Abstiege zu bewältigen gibt. Wir haben eine gute Wahl getroffen: die Strecke führte durch grünen Urwald, war landschaftlich schön und spannend. Manche Abschnitte sind nichts für Menschen mit Höhenangst, dort geht es auf einer Seite senkrecht bergab. Auch mit Tunnelangst ist man schlecht bedient, denn der Weg führt durch vier davon, die unterschiedlich lang, niedrig, finster und feucht sind, ohne Taschenlampe läuft hier nix. Lustig geraten an manchen Stellen die Ausweichmanöver bei Gegenverkehr. Die Wanderer einer Richtung müssen sich dann irgendwie über die Levada gegen der Berg lehnen und die anderen vorbei steppen lassen, meistens sehr kommunikative Begegnungen. Der Caldeirao am Ziel ist beeindruckend mit steilen Wänden voller Farne und Moose rundherum und einem Wasserfall, der sich in die Tiefe stürzt.
Als nächstes war uns dreien nach etwas mehr körperlichem Einsatz zumute. Das Wetter auf Madeira ist derzeit durchwachsen, den am ehesten schönen Dienstag wollten wir daher für eine Höhenwanderung nutzen. Doch verkalkuliert: schon am Ausgangspunkt Pico do Arieiro in 1.818 Metern Höhe war es nebelig mit Nieselregen, wir liefen trotzdem los. Leider besserte sich die Lage nicht und wir konnten nur erahnen, was es dort in den Bergen bei Sicht zu sehen gibt, höchstwahrscheinlich ist es vor landschaftlicher Schönheit und Dramatik nicht auszuhalten. Die Charakteristik des Ganzen war alpin, es ging treppauf und treppab, über schmale Grate und an Miradouros vorbei. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit waren auch hier gefragt, das ganze gehörte eindeutig in die Sport-Abteilung, obwohl wir uns das letzte Stück, den Aufstieg auf Madeiras höchsten Gipfel Pico Ruivo (1.861 Meter), gespart haben. Denn genau dort wurde der Niesel entschlossen zu Regen und man sah überhaupt nichts mehr. Vielleicht holen wir ihn uns noch bei besserem Wetter!
Vom Dach der Insel ging es dann am nächsten Tag unter die Wasseroberfläche. Denn hier bei der Marina von Quinta do Lorde gibt es eine kleine Tauchschule, liebevoll und professionell geführt von Ester und Marco aus Italien. Da war es zu verlockend, die 14 Jahre alten Open-Water-Tauchlizenzen endlich mal aufzufrischen, kann man in der Karibik sicher gut gebrauchen. Wir wiederholten erst im Süßwasserpool die wichtigsten Fertigkeiten, dann ging es mit frischen Pressluftflaschen direkt jenseits der Hafenmauer ins Meer. Unsere Kamera hatten wir leider nicht dabei, sie darf nur auf 13 Meter tauchen und wir waren etwas tiefer. Schade, denn es gab erstaunlich viel zu sehen zwischen den Felsen des kleinen Hausriffs: Kraken, Seespinnen, Sardinenschwärme und viele bunte Fische. Und unser Guide Marco wusste genau, wo welches Getier zu finden ist. Wir verbringen also unsere Zeit hier recht angenehm. Eigentlich könnten und würden wir allmählich weiter ziehen auf die Kanaren, doch das Wetter ist nach wie vor ungewöhnlich und lässt uns nicht – Südwind, teilweise recht kräftig, wochenlang. So werden wir noch mal ein Auto mieten und weiter die Insel erkunden, der westliche Teil fehlt uns bisher komplett. Und nun zum Schluss, liebe Freunde, hier noch der Link zum eingangs erwähnten Lied, denkt wohlwollend an uns, auch wenn es Euch nicht mehr aus dem Kopf geht!
War ja zu befürchten, dass ihr langsam Richtung leibhaftige „fishes“ mutiert……gut, dass auf Madeira noch Zeit bleibt auch das fliegen zu lernen!!
Genießt dabei noch den schönen sound des Portugiesischen und ignoriert die beige Fraktion!
Liebe Heiks, den Wahnsinnsthunfisch aus der MArkthalle sollte man sich ja nicht entgehen lassen…Mit einem Mietwagen mal rund um die Insel istauf jeden Fall die Muehe wert! Dann kann man auch gut den noergelnden Touris entkommen! Danke fuer die Blognachrichten, macht viel Freude Euch auf Abstand zu beobachten!! ganz liebe Gruesse, Volker