Liebe Beate B. aus K.,
Du hast uns ein wunderbares und außergewöhnliches Geschenk gemacht, als wir uns im Mai voneinander verabschieden mussten: eine Wanderkarte für die Kanareninsel La Palma und dazu den Auftrag, dort zu erledigen, was Du und Deine Familie bei Eurem letzten Besuch nicht schaffen konntet, nämlich den Pico Bejenado zu erklimmen und ein Gipfelfoto zu schießen. Wir haben uns sehr darüber – und darauf – gefreut, die „Kölsche Scheiblette“ mit der Erklärung des Ganzen hängt seither über unserem Kartentisch und es gab nie Zweifel an der Umsetzbarkeit Deiner Idee. Eine große Kanaren-Runde mit viel Zeit pro Insel hatten wir nämlich ursprünglich mal geplant, doch nun…
Der Oktober neigt sich dem Ende zu und wir sind immer noch auf Madeira, weil der Wind seit nunmehr fast zwei Wochen entweder gar nicht, in Sturmstärke oder sowieso aus der falschen Richtung weht. Das Thema „Ausnahmewetter“ verfolgt uns und die Kollegen bereits seit der Biskaya, wie Du vielleicht weißt, und so muss allmählich unsere letzte Knautschzone im Zeitplan dran glauben. Wir haben also entschieden, von hier aus den windrichtungstechnisch risikoärmeren Weg zu nehmen und nur noch die östlich gelegenen Kanareninseln zu besuchen, La Graciosa, Lanzarote und Fuerteventura, denn am 23. November möchten wir in Las Palmas auf Gran Canaria sein und dort die letzten Vorbereitungen für den großen Sprung über den Atlantik treffen. Alle Langfahrt-Gelehrten sind sich nämlich einig, dass das der optimale Startort ist, weil es dort gut sortierte Chandleries und ausgezeichnete Verproviantierungsmöglichkeiten gibt, beides große Themen bei uns an Bord. Nun liegt blöderweise La Palma ganz im Nordwesten der Inselgruppe und somit maximal weit weg von unserer Route. Kurz: wir schaffen es nicht, vielmehr, wir schaffen es JETZT nicht. Denn es wird ein Leben nach dem Törn geben, in dem es uns wieder in die Sonne zieht und dann werden Insel und Berg noch da sein und wir erfüllen unsere Mission mit ein wenig Verspätung – versprochen!
Herzlich grüßen die Heiks
PS: Sieht im Moment so aus, als könnten wir am Samstag gen La Graciosa aufbrechen.
Ich melde mich am und vom Schreibtisch zurück – habe zwar unterwegs von den Rentnern gelesen, kommentieren war aber auf dem Handy sehr beschwerlich. Nach so durchschnittlich 20 km Strecke und bis zu 1.000 Höhenmetern mit atemberaubenden Tiefblicken auf´s Meer ging da nix mehr. Die Lykische Küste liegt ja quasi direkt auf Eurem Weg zu den Kanaren. Ihr solltet auf jeden Fall einen Zwischenstopp einplanen. Glasklares Wasser, versunkene Städte, freundliche Menschen und Küstenabschnitte, die an die spanische Mittelmeerküste der 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts erinnern.
Das mit dem Südwind könnte an unseren Freudentänzen auf dem Weg liegen. Ich glaube ich hatte den Windmodus nicht abgestellt. Anlässlich des Aufstiegs unserer jungen Mannschaft in die 2. Segelbundesliga kam es zu spontanen Hüpfern, verbunden mit türkischem Raki eine kaum zu beeinflussende Melange, die auch schon mal zu Wind von der falschen Seite führen kann. Auf Segelreporter findet ihr einen ganz schönen Bericht. Danke an die Fisch-Gemeinde, die die Daumen ganz offensichtlich gedrückt hat.
Für den bevorstehend Trip drücke ich die Daumen: Alles Gute, fair winds and following seas.
Herzliche Grüße vom (fast) aufgeräumten freitäglichen Schreibtisch, Ludger