Fünf vor Fahrtenschiff

Das vergangene Wochenende: anstrengend, ergiebig, schön! Schon am Donnerstagabend sind wir losgefahren, den Kombi vollgepackt bis unters Dach mit Werkzeug, Arbeitsmaterial und Dingen, die mit auf die Reise sollen. Keine Ahnung, wie wir aus dem Shopping-Modus der letzten Wochen je wieder rausfinden. Das Internet ist bald leer gekauft und der DHL-Mann fürchtet uns. Seekarten, Feuerlöscher, Kanister, Akkus, Ersatzteile, all das muss mit. Während Heiko am Freitag vom Boat-Office aus arbeitete, verbrachte ich die Zeit vor allem mit Räum- und Vorarbeiten. Teleskop-Malerstangen wurden zu Solarpanelstützen umgestaltet, fünf Meter lange Kabel mussten in fünf Meter Schrumpfschlauch (von einer lieben Freundin gerne „Schlumpfstrumpf“ genannt) gewurstelt werden, dann noch ein paar kleine Holz- und Lackierarbeiten und schon war der Tag rum.

Blog 150420_B02_oriDen Samstag hatten wir ordentlich durchgetaktet: früh zur Heijsmanwerft und die Benutzung von Standbohrmaschine und Heißluftgebläse erschnorren (letzteres für den langen Schrumpfschlauch, den zu schrumpfen sich unser Fön zu fein war). Dann nach einem Stopp im Supermarkt weiter zur Zeilmakerij, um die eingelagerten Segel sowie einige über den Winter für uns gefertigte Ausrüstung abzuholen: den Lazy-Bag (eine Art Persenning, die am Baum montiert wird und das Bergen und Stauen des Großsegels erleichtert), einen Windschutz für das Cockpit und das neue Klüversegel. Es folgte ein Schnellfrühstück und schon ging es nach Bakhuizen in den Nauticshop: Schrauben kaufen, Kabel crimpen lassen und fehlende Bändsel zum Lazy-Bag besorgen. So ausgestattet und gewohnt hektisch fuhren wir zurück zu Flying Fish und probierten als erstes den Windschutz aus, den wir als Konsequenz aus unserer frostigen Helgoland-Erfahrung im letzten Herbst bestellt hatten – perfekt, die Vorwind- und Raumschotskurse können kommen!

Blog 150420_B03_oriDann endlich nahmen wir die Baustelle in Angriff, auf die wir uns lange gefreut hatten: die Installation unseres Generators „Silentwind“. Und das bedeutete erst mal: Tatort Klohaus. In oder auf Flying Fish reichte der Platz nicht aus und außerdem wehte ein giftig-kalter Wind, so wählten wir diese tagsüber weitgehend verwaiste Stätte für unser Tun. Der erste Abgleich von Bedienungsanleitung und Verpackungsinhalt offenbarte gleich ein paar Defizite. Es fehlten wichtige Nylon-Unterlegscheiben und eine Zugentlastung für das Kabel. Also kurz vor Ladenschluss noch mal in den Nauticshop gerast und für Ersatz gesorgt, worauf wir unseren neuen Energieversorger zusammenschrauben und das unhandliche Teil bei letztem Tageslicht und in einem ziemlichen Kraftakt samt drei Metern Edelstahl-Mast an Bord schaffen und montieren konnten. Leider wissen wir noch nicht, ob der Generator funktioniert wie gewünscht, denn unser Schiff hing die ganze Zeit am Landstrom. Entsprechend randvoll waren die Batterien, was der Laderegler des Silentwind erkennt und den Generator zwecks Überladungsschutz entsprechend nicht starten lässt. Die nötige Versuchsreihe gibt es dann beim nächsten Aufenthalt. Auf jeden Fall ist Flying Fish durch nichts zu entstellen und sieht nun endgültig aus wie ein richtiges Langfahrtschiff. Nun müssen wir noch analog dazu das Innenleben in den Griff kriegen…

Blog 150420_B04_oriAm gestrigen Sonntag hielt sich das Wetter an die Vorhersage, es herrschte Flaute und das passte uns gut. Endlich die Segel anschlagen, so dass wir zumindest theoretisch sofort ablegen könnten! Als erstes wurde der Wind-Geber wieder auf dem Mast-Topp montiert, dann nach und nach alle Fallen und Schoten vorbereitet. Der neue Lazy-Bag macht nach ein wenig Getüftel mit den Lazy-Jacks (den zugehörigen Fangleinen) einen guten Eindruck, allerdings ist die Manschette, die zum Schutz des Segels um Mast und Baum gebunden wird, ein wenig zu knapp und muss vom Segelmacher noch mal nachgearbeitet werden. Jedenfalls konnten wir unsere alte Persenning, die ganz kurz davor war, sich von selbst zu entmaterialisieren, feierlich entsorgen (was besonders mir entgegen kam, denn sie hatte neben dem Gammel vieler Jahre auch noch das falsche Blau als Grundfarbe). Das handliche Kuttersegel war wie immer leicht anzuschlagen, mit dem nagelneuen Klüversegel hatten wir aufgrund der Größe und der Steifheit des Tuchs deutlich mehr zu kämpfen. Wir haben es uns identisch zu unserem alten Klüver nähen lassen, so können wir dank Doppelnut am Vorstag beide Segel gleichzeitig als Passatsegel setzen. Bis zum Atlantik ist es noch lange hin, doch dieser Tag draußen hat die Vorfreude gewaltig angeheizt und die brisanten Kölner Baustellen für eine Weile in den Hintergrund gedrängt. Und auch der sonnige Patat-Pinda-Stopp in Laaksum mit Blick aufs Ijsselmeer trug zur temporären Entspannung bei (s. Titelfoto).

 

 

Holger
Mai 15th, 2015 at 3:35 pm

Liebe Heiks,
ich wünsche Euch Mast- und Schotbruch, alles Gute, einen geneigten Wind und viel Spass und tolle Abenteuer.
Kommt gesund wieder, ich beneide Euch und freue mich auf Euren Seemannsgarn

Liebe Grüße
Holger

Frank Cologne
Mai 10th, 2015 at 4:43 pm

Hallo Ihr,
hier noch eine Beichte! Ich habe ebenfalls euern Block nicht verfolgt. Ich gelobe ebenfalls Besserung.
Dir Heike nochmals einen schönen Geburtstag.
Bis Donnerstag.

Annette
Mai 5th, 2015 at 2:25 pm

Ich bekenne mich schuldig, bislang euren Blog nicht verfolgt zu haben! Aber wer kann auch schon ahnen, dass ihr bei eurem aktuellen Stressaufkommen nebenbei schon so viel publiziert… Gefällt mir jedenfalls super, die Seite, und ich schaue jetzt regelmäßig rein!
Eure treulose Schwester-Schwägerin

DirkJ
April 27th, 2015 at 2:02 pm

Viel Erfolg bei den abschliessenden Vorbereitungen und gute Fahrt! Haltet Euch fern von Containern, Walen und anderem Treibgut! Und ich hoffe, Ihr habt schon was eingepackt für die gegenseitige Äquatortaufe …

Joana Elisa
April 21st, 2015 at 7:27 am

Wie spannend, Endspurt! Dann wird es aber auch bald mal wieder Zeit für Lazy-Heiks 🙂

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