Eine Runde Runde

Einfach nur lapidar als „kleine Insel“ habe ich Runde im vorherigen Blogbeitrag bezeichnet. Dabei handelt es sich um den südlichsten und einen der bekanntesten und größten Vogelfelsen Norwegens. Nur rund 150 Menschen wohnen hier, aber über 500.000 Seevögel, verteilt auf etwa 230 unterschiedliche Arten. So viel Gezwitscher, Geschnatter und Gekreisch fasziniert auch uns Nicht-Ornithologen. Der erste Eindruck: Es geht beschaulich zu auf Runde. Beim einzigen Ort Goksøyr im Süden gibt es einen kleinen Campingplatz und eine Handvoll Unterkünfte, der Gästesteg im Hafen bietet Platz für zwei Schiffe, bei Bedarf legen weitere im Päckchen an (so auch wir zu Beginn). Keine Fülle, keine Hektik.

Über verschiedene Pfade und Wege darf man sich die Insel auf eigene Faust erschließen, muss bloß während der Brutzeit im Sommer die Betretungsverbote beachten, aus Rücksicht auf die Vogelwelt. Das hätten wir schon allein aus Rücksicht auf unsere Lebenserwartung getan, denn hinter den Schildern und Absperrungen geht es meist senkrecht bergab. Keine Ahnung, wer hier weiter kraxeln wollen würde. Doch der Reihe nach: Um die Insel auf einer 13 Kilometer-Runde zu erwandern, laufen wir vom Hafen ein Stück die Straße entlang, dann führt im Südwesten ein steiler Weg über Stock und Stein, durch Wald und Farn 330 Meter hinauf auf das grüne Plateau. Steil ist derzeit gut, denn dann ist der Untergrund relativ trocken und wir kommen flott voran. Oben jedoch hat der Regen der letzten Zeit Spuren hinterlassen und wir setzen unsere Schritte recht konzentriert, um nicht im Matsch zu landen.

Die Mühe lohnt sich und die Mitnahme des Fernglases auch: Wir sehen massenhaft Vögel, versuchen Skuas, Tordalken, Eissturmvögel und Dreizehenmöwen zu identifizieren. Schön leicht fällt das bei den Basstölpeln mit ihren schwarzen Flügelspitzen. An ihrem Felsen im Nordwesten ist besonders viel los, dicht an dicht nisten sie auf winzigen Felsvorsprüngen und fliegen auf Futtersuche elegant umeinander, vom Rand der Felsen gut zu beobachten. Und über allem kreisen in großer Höhe die Seeadler.

Unser Hauptinteresse aber gilt den schillerndsten und berühmtesten Bewohnern von Runde, den Puffins (oder Papageientauchern). Schon beim Aufbruch hatten wir überlegt, wie viel Zeit wir der Suche nach ihnen widmen würden und gewitzelt, ob es so ausgeht wie auf unserer Karibikrunde. Da waren wir irgendwann die einzigen Deppen unter den Seglern, die nie Wale aus nächster Nähe zu sehen bekommen haben und letztlich Whalewatching buchen mussten. Doch diesmal sind wir zur rechten Zeit am rechten Ort: Obwohl die markanten Vögel in den Abendstunden am aktivsten sein sollen und wir am Nachmittag im Schutzgebiet Lundeura eintreffen, sind Tausende von ihnen an der Steilküste unterwegs. Immer wieder fliegen sie, die großen roten Schnäbel voraus und die ebenso roten Füße achterlich abgespreizt, leicht taumeld und hektisch ihre im Steilhang verborgenen Nester an. Manche landen ganz in unserer Nähe, sind kaum scheu, wir könnten stundenlang zusehen. Auf dem Rückweg zum Schiff über die Ostseite von Runde diskutieren wir den Niedlichkeitsfaktor: eindeutig Pinguinniveau.

Jenny & Simon
Juli 23rd, 2022 at 2:40 pm

We love reading your blog, thanks to Google Translate 😅 – and share your delight at seeing Puffins! We sailed to the Shiant Islands and enjoyed the antics of these cute little birds, then on to Canna where they were so friendly and tame. Hope that the Fishes and Fenicia can meet again one day!

Heiko
Juli 23rd, 2022 at 9:07 pm

Fenicia, Fenicia, what a nice surprise to read your comment – brought us directly back to our great common time on our big journey! We would also be very happy if our fairways crossed again and it seems that you are also sailing in more northerly seas. Scotland is also on our bucket list. Flying Fish standby!

Svenja
Juli 22nd, 2022 at 1:39 pm

Die Insel macht einen sehr sympathischen Eindruck auf mich und die Puffins als Hauptdarsteller eine tolle Figur 😀 Da hätte ich auch stundenlang verweilen können, um den kleinen Kerlchen zuzusehen. Dank eures tollen Blogs mit den sensationellen Fotos muss ich mich dafür noch nicht mal in halsbrecherische Schlicklandschaften begeben und kann ganz entspannt von zu Hause teilhaben 😃. Ganz herzlichen Dank Heike, dass du wieder so toll berichtest!

Heike
Juli 22nd, 2022 at 10:40 pm

Liebe Svenja, es ist mir eine Freude! 😊

Heidi wulf
Juli 22nd, 2022 at 8:18 am

Ohne den beschwerlichen Aufstieg die Vogelwelt zu bestaunen macht Freude. Eure Favoriten teilen wir, Skuas die Attacken fliegen, sind beeindruckend und nicht ungefährlich. Lbgr hup

Heike
Juli 22nd, 2022 at 10:13 am

Stimmt, Skuas lassen einen schon an „Die Vögel“ denken…

Ludger
Juli 21st, 2022 at 11:10 am

Liebe Heiks,
ihr werdet noch zum Grzimek von Norwegen – die Schafe erinnern fast an Löwen und die Tölpel haben ja durchaus Ähnlichkeit mit den Zebras…. hab nur das Adler Foto vermisst! Und die Professionalität eurer Beiträge ist keine Feststellung sondern unsere Erwartung 😉
Herzliche Grüße aus dem Backofen Duisburg, Ludger

Heike
Juli 22nd, 2022 at 10:09 am

Das Adlerfoto ist das mit den schwarzen Punkten am Himmel 😀.

Carsten
Juli 21st, 2022 at 8:35 am

Hallo ihr Zwei Lieben,
wenn ich mir das Bild von Heike anschaue, bekomme ich Höhenangst und mit dem Wissen um den nassen Boden…🙈
Tolle Bilder und schöne Zeilen, Danke Euch
LG vom KNUTT

Heike
Juli 22nd, 2022 at 10:02 am

Keine Sorge, da war noch ein Meter 😉.

Falko Wenzel
Juli 21st, 2022 at 7:11 am

eure Beiträge werden immer professioneller. Es ist schön zu sehen, wie ihr das alles so macht. Liebe Grüsse Falko

Heike
Juli 22nd, 2022 at 9:58 am

Danke dir!

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