Man trägt Brot

Selbst wenn wir uns bis zur Orientierungslosigkeit vernavigiert hätten, wäre nach kurzen Rundumblick klar, in welchem Land wir uns befinden: Menschen laufen mit Baguettes herum, sitzen gemütlich in Straßencafés, genießen Pastis oder ein Tässchen Wein, Meeresfrüchte und überbackene Schweinereien. Sehr herzlich empfing uns die Innenstadt von Cherbourg, genussvolles Leben, wie immer in Frankreich fiel die Anpassung ganz leicht. Planmäßig sind dort am Samstagabend Susanne und Wilfried zugestiegen, nicht nur liebe Freunde, sondern beide auch erfahrene Segler und somit eine echte Unterstützung. Viel Akklimatisierung und Urlaub war ihnen erst mal nicht vergönnt, denn das einzige geeignete Wetterfenster weit und breit mit passendem Strom und Wind für die 80 Seemeilen nach Fécamp erforderte Ablegen am Sonntagnachmittag und direkt eine Nachtfahrt. Sehr, sehr unterhaltsam, in der Leekoje im Salon zu liegen und den kruden Gedanken, die man sonst nachts während der Wache allein in sich rein denkt, in Dialogform zu lauschen: „Guck mal, da ist ein neues Licht aufgetaucht, ist das ein Schiff oder ein Haus?“. „Oh, dieses dort ist ganz schön nah“. „Ja, wir werden sterben müssen“. „Bestimmt, aber noch nicht heute“…

 

 

Fécamp liegt traumhaft hinter einem Einschnitt in der kilometerlangen weißen Steilküste, die fast wie ein Spiegelbild der gegenüberliegenden englischen Seite aussieht, die wir letztes Jahr auf dem Hinweg entlang gesegelt sind. Eine enge Einfahrt, durch die Flying Fish leicht schräg mit viel Strömung und Welle gespült wurde, dann waren wir in der zentral gelegenen Marina, wo uns schon Claudia und Rainer von der „Chili“ erwarteten, ehemalige Stegnachbarn aus Warns, die gerade am Beginn ihres Sommerurlaubs und auf Gegenkurs unterwegs sind. Je näher wir der Heimat kommen, desto geselliger wird es wieder, schön ist das! Und die Normandie, der das Klischee anhaftet, eher verregnet zu sein, zeigt sich bisher von bester, sonnigster Seite. So haben wir uns noch einen herrlichen Landausflug in den Ort Étretat gegönnt, berühmt dafür, von spektakulären Felsformationen umrahmt zu sein und den einen oder anderen Touristen anzuziehen. Verständlich, denn wo auf der Welt ist es schon heimlich schön?! Mittlerweile sind wir wieder ein Stückchen weiter nach Osten gesegelt und gestern in Dieppe angekommen. Der „Port de Plaisance Jehan Ango“ liegt, von alten Häuserzeilen umgeben, inmitten der Stadt, acht Meter Tidenhub transportieren uns zwischen Bürgersteigniveau und zweitem Untergeschoss hin und her, ein ständiger Perspektivwechsel. Passender Wind ist in den nächsten Tagen nicht in Sicht, also werden wir uns hier noch ein wenig herumtreiben, bevor es möglichst bald weiter geht nach Boulogne-sur-Mer.

 

 

Tobias Köngeter
September 5th, 2016 at 9:23 am

4.9. Dünkirchen??? Solltet ihr doch schon am 10.9. in Warns sein??? Oder macht ihr 7 Tage Pause am Frittenstand an der Schleuse Stavoren, damit ihr nicht vor dem Empfangstrupp am 17.9. in Warns seid?
Grüße von der Sol Y Son-Crew

Falko
September 2nd, 2016 at 7:20 am

schön das Ihr wieder in der Nähe seit. Grüsse auch an Susanne und Wilfried…

Ludger van Holt
September 1st, 2016 at 4:58 pm

Liebe Heiks,
zuerst habe ich wirklich an versegelt gedacht (habe ich ja schon öfter auf eurer Reise getan) – die weiße Küstenlinie sah euren Küstenbildern von der anderen Seite wirklich sehr ähnlich und vielleicht haben die Briten den Brexit ja nur inszeniert, damit niemand merkt, dass die plötzlich doch kochen können… Aber an die tollen Felsformationen von Ètretat erinnere ich mich gut und gerne.
Tolle Bilder und erfreulich unspektakuläres Reisen. Noch eine genussvolle Zeit bis zur Fritteusen – Grenze und herzliche Grüße vom Schreibtisch, Ludger

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