Wenn’s mal wieder länger dauert…

Den Wind können wir bekanntlich nicht ändern, aber Kurs und Segelstellung schon. Und so sind wir nun weder in Falmouth oder Guernsey noch auf den Isles of Scilly, wir sind – tadaaa! – im südirischen Cork, beziehungsweise im Örtchen Crosshaven nahe Cork. Gestern Mittag haben wir entschieden, dass die Kreuzerei gegen den stärker werdenden Wind weder Spaß noch Sinn macht und Flying Fishs Bug kurzerhand gen Norden gesteuert. Die sofortige Belohnung: Warp- statt Mopsgeschwindigkeit auf Halbwindkurs, wie herrlich! Für eine Weile ist es immer nett, auf ein Ziel zu zu kreuzen, man segelt mit viel Krängung, was sich schön sportlich anfühlt. Nach einer Weile allerdings nervt es einfach nur noch, dass nichts an seinem Platz bleibt und man sich kaum auf den Füßen halten kann. Doch das wirklich Blöde ist, dass man hoch am Wind recht langsam ist und sich gleichzeitig die Strecke durch die Zickzack-Fahrt erheblich verlängert und man dem Ziel einfach nicht näher kommt, obwohl man segelt und segelt. Weht es länger von vorn, bauen sich außerdem Wellen auf, die zusätzlich bremsen, und schlägt der Bug ungünstig in sie ein, was alle paar Minuten passiert, bringen sie das Schiff sogar fast zum Stehen, es muss komplett neu Fahrt aufnehmen. Wir hatten gestern bei unserer Irland-Entscheidung noch achtzig Seemeilen vor uns mit reichlich Welle und der für Mittwoch versprochene westliche Wind hatte sich in den aktuellsten Gribfiles in Flaute verwandelt, so sind wir nun mächtig froh, uns umentschieden und hier angekommen und sicher festgebunden zu sein. Zumal über das Wochenende ein Tief mit bis zu acht Beaufort erwartet wird, da hätten wir auf den Isles of Scilly auf keinen Fall bleiben können.

 

 

Dies war deutlich unsere mieseste und unbefriedigendste Passage, das kann man kaum schönreden: 1.320 Seemeilen in dreizehn Tagen, davon 71 Stunden unter Motor, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,2 Knoten und Etmale zwischen 83 und 131 Seemeilen. Erst mal klingt das gar nicht sooo doof, doch wir haben uns oft kaum auf unser Ziel zu bewegt, mussten einen immer größer werdenden Umweg segeln, um überhaupt in der Windzone zu bleiben. In der ersten Woche fanden wir es nicht weiter schlimm, die Sonne schien, es war warm und wir haben selbst Flautenphasen einfach wie einen geschenkten Tag am Strand betrachtet und genossen. Nach gefühlten tausend Mal Segel-rein-raus-rauf-runter jedoch empfanden wir jede neue Wetter-Hiobsbotschaft fast als persönlichen Angriff und fühlten uns ordentlich genervt. Positiv war lediglich, dass es den Bedingungen entsprechend keine wirklich gefährlichen oder riskanten Situationen gab, wir bei dem flachen Wasser immer mal wieder Wale und Delfine beobachten konnten, es bloß einmal für eine Weile geregnet hat und sich außerdem das Bordleben einfacher und komfortabler anfühlt, wenn nicht so viel Energie im Schiff ist. Doch letztlich hat uns der vermeintliche Frieden deutlich mehr zugesetzt als es sonst starker Wind und volle Segelaction tun. Aber: es ist wie es ist, Hauptsache angekommen, die letzte große Atlantik-Überfahrt ist geschafft! In den nächsten Tagen braucht Flying Fish erst mal ein wenig Liebe, die Salzkruste muss weg und ein Ölwechsel ist fällig. Außerdem sind wir natürlich gespannt auf die Gegend, in der wir so unvorbereitet gelandet sind, kennen bisher nur den Blick vom Steg. Und deshalb jetzt: ab ins Pub!

 

 

SY Tao
August 22nd, 2016 at 11:36 pm

Hallo,hallo, wir haben viel an euch gedacht und den Törn vor unseren Gribs mitgerechnet. Schön, dass ihr heil angekommen seid, und Irland ist ja echt nett. Waren auch schon mal in Kinsale und Crosshaven, so können wir uns euch gut an Land beim Bier vorstellen. Wir sind am 15. los und 60 Stunden bei frischem achterlichen Wind ordentlich nach Osten gekommen. Dann 40 Stunden 2-3, dass ging, aber mühsam, 4 Motorstunden. Dann aber noch mal 30 Stunden starken wind aus Nord, 5,dann 6, dann 6-7 und los aufs Kap Sao Vicente. Da hatten wir auch einen Einsteiger, Gabi stand (sass) bis zu den Knien im Wasser. Aber alles war dicht und so ist nix passiert (SSB!!!). Liegen seit Sonntag früh entspannt in Lagos und haben Dolce Vita, morgen gehts zu verschiedenen Ankerbuchten und am 4.9. von Faro nach D.dorf. Die allerbesten Grüße, Gabi und Heinz, SY Tao

Christiane
August 18th, 2016 at 5:04 pm

Schade das eure große Abenteuerreise sich dem Ende neigt. Aber schön das euch nix zugestossen ist…ich bewundere noch immer euren Mut und hoffe ihr könnt euch wieder eingewöhnen hier im Ländchen

Ludger
August 18th, 2016 at 9:26 am

Liebe Heiks,
zurück in Europa – ich hoffe ihr seid wirklich in Irland und nicht in Irrland angekommen… „dort, wo die Menschen in der Dämmerung des Pub werden was ihre Vorfahren seit jeher waren: Geschichtenerzähler, Zauberer des Wortes“ (ganz frei nach Margit Wagner). Die Zeit rückt näher, dass ihr Eurer Verpflichtung nachkommt und die vielen tollen Berichte und Bilder des letzten Jahres mit Euren Worten untermalt. Wir freuen uns schon lange drauf. Nutzt die Wetterlücken und seit PÜNKTLICH im Heimathafen zurück.
Herzliche Grüße vom Schreibtisch, Ludger

Wolfgang
August 17th, 2016 at 6:29 pm

Hallo, wir verfolgen Euren Blog seit Anfang, liegen zur Zeit auch in Crosshaven (welch‘ ein Zufall). Wir würden Euch gerne kurz treffen, schickt uns doch eine Mail in welcher Marina Ihr liegt. Wolfgang und Liisa

Lili
August 17th, 2016 at 4:00 pm

Das habt ihr ja gut gemacht!
Herzlichen Glückwunsch
Von Britta und Jens

Christian B aus K am R
August 17th, 2016 at 1:35 pm

Sláinte liebe Heiks! Flexibilität ist alles!

Wenn ich den Wetterbericht richtig gelesen habe, habt Ihr ja sogar typisch irisches Wetter.

Sven
August 17th, 2016 at 9:20 am

Liebe Heiks,
heil über’n Teich gekommen – das ist eine sehr gute Nachricht am Morgen.
Mit dem Kindle an Bord liegen – das kommt meiner Vorstellung von Segeln ja schon sehr nahe …
Viel Spaß bei beer & music in Irland.

Frank
August 17th, 2016 at 8:59 am

Ist Lutger eigentlich wieder im Urlaub?
Welcome back! Schön das ihr die letzte grosse Etappe gut überstanden habt! The green Ireland ist auf jeden Fall eine Reise wert.

Falko
August 17th, 2016 at 7:05 am

ein bisschen ist es schon erleichternd zu erfahren dass ihr das wichtigste geschafft habt. Aber nicht nachlassen. Bis bald!

Carsten
August 16th, 2016 at 8:42 pm

Hallo liebe Heiks auf der grünen Insel
Ab durch die irische See, einen Besuch bei nessi und dann sso nach den helder, heimwärts,
Wir freuen uns auf Euch
Die verrückten Drei
Nach dem tief, am Montag, Steuern wir zum Baden auf Texel zu

Peter
August 16th, 2016 at 8:19 pm

Welcome home, Ihr liebe Heiks. Wie schön, dass Ihr gut angekommen seid. Und viel Spaß noch in Irland.

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