Klar zur Wende

Wir sind auf St. Martin angekommen, unserer nördlichsten Karibikinsel, von hier aus geht es langsam gen Heimat. Die letzten kurzen Etappen haben wir besonders zelebriert und genossen, sind von St. Barth erst für eine Nacht zu der vorgelagerten Mini-Insel Tintamarre gesegelt, waren dort noch mal schnorcheln bis die Haut schrumpelte. Dann haben wir uns ganz gemütlich vom Klüversegel rüber nach St. Martin und die Küste entlang ziehen lassen, dazu Seemannslieder von Hafennacht gehört und die vier Monate Karibik Revue passieren lassen. Vier Monate, für uns sind sie nur so dahin gerast! Was haben wir eigentlich die ganze Zeit gemacht? Auf jeden Fall war es niemals langweilig, keinen Moment. Meistens begannen unsere Tage zwischen sieben und acht Uhr, wenn die Sonne das Schiff aufzuheizen begann: ab ins Meer zwecks Körperpflege und anschließend eine kurze Süßwasserdusche an Deck. Je nach Lebensmittelverfügbarkeit folgte darauf ein mehr oder weniger üppiges Frühstück, oft mit selbstgebackenem Brot. Essen zu beschaffen und zuzubereiten nimmt unglaublich viel Zeit in Anspruch, die Distanzen sind oft groß und eine wirkliche Vorratshaltung wegen der Temperaturen unmöglich. Andere Zeitfresser: immer wieder gegen das Chaos ankämpfen und klar Schiff machen, die Vorbereitung der nächsten Etappe, Wäsche waschen und die Suche nach Internet, um wenigstens alle paar Tage Mails zu beantworten und zu bloggen. Außerdem muss regelmäßig das Schiff kontrolliert werden: fehlt irgendwo ein Splint, hat Herr Perkins genug Öl und Kühlwasser, sind die Bilgen trocken, wo muss mal wieder WD40 dran? Für die hier und da fälligen kleinen Reparaturen und Optimierungen hat sich an Bord das Verb „macGyvern“ eingebürgert, aktuell gilt es zum Beispiel die Gangschaltung vom Außenborder wieder instand zu setzen.

 

 

Da wir unsere Pleiten- Pech- und Pannen-Serie direkt zu Beginn der Reise in Europa absolviert haben, macht uns Flying Fish sonst nicht viel Arbeit, im Vergleich zu vielen anderen Crews können wir uns wirklich glücklich schätzen. So blieb immer wieder Zeit für Ausflüge, Rundfahrten, Wanderungen, Radtouren, Land und Leute, jeweils bis kurz nach 18 Uhr, denn dann droht allmählich Dunkelheit und das Leben dreht sich um Themen wie Sundowner und die Stunden danach: gesellige Abende, wenn nette Leute in der Nähe ankerten, hin und wieder ein Bar- oder Restaurantbesuch oder einfach lesen, quatschen, FilmBlog 160501_B09_kl schauen auf Flying Fish. Vor Segeltagen mit längeren Distanzen fiel die Abendgestaltung eher solide aus, denn die begannen oft richtig früh mit einem grätzigen Weckton und hielten andere Bordroutinen für uns bereit: das Schiff seeklar machen inklusive Außenborder ans Heck liften, Dinghi auf Deck verstauen, Sonnendach abbauen (und all das nach der Ankunft natürlich wieder retour, mittlerweile geht das fast mit geschlossenen Augen). Am Ziel dann ankern oder Mooring fangen, schwimmend deren Halt kontrollieren, Logbuch schreiben, Anlegerbierchen und gegebenenfalls einklarieren, gefolgt von erster Orientierung und der üblichen Nahrungssuche… Wir könnten gut noch eine Weile so weiter machen, reichlich spannende Inseln sind noch zu entdecken und es fühlt sich gut an, dass aus der anfänglichen Nervosität so was wie Souveränität geworden ist. Doch die würde spätestens bei Beginn der Hurrikansaison im Juni schnell an Grenzen stoßen. Schon jetzt ändert sich das Wetter allmählich, ist oft bedeckt und drückend schwülwarm. Außerdem herrscht hier in Marigot ordentlich Aufbruchstimmung, etliche Bekannte und Bekannte von Bekannten sind schon hier und alles bereitet sich auf die Rückfahrt vor, so ab jetzt auch wir. Der Plan: in den nächsten Tagen Erledigungen und Inselerkundung, ab dem 07. Mai hoffen wir auf passendes Wetter, um den Weg Richtung Bermudas und Azoren anzutreten. Die Spannung steigt wieder!

Thomas
Mai 10th, 2016 at 5:02 pm

Und noch auf diesem Kommentarwege:
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM GEBURTSTAG liebe Heike. Feiert das feste! 🙂

Susanne
Mai 6th, 2016 at 9:56 am

Morgens nach dem Aufstehen von Bord direkt ins Wasser… das vermisse ich am meisten. Ich freu mich auf euch!

Ludger
Mai 3rd, 2016 at 8:08 am

Liebe Heiks,
des einen Leid, des anderen Freud! Die bevorstehende Hurrikan Saison bedeutet hier den Saisonauftakt. Bei karibischem Wetter war ich am Wochenende in Medemblik und hab mich verkühlt – kann daher erst heute wieder an den Schreibtisch…
Kaum zu glauben, dass wir euch schon vor einem Jahr verabschiedet haben. Ich erinnere mich noch gut an die notwendigen Tröstungen ob des holprigen Beginns aber vor allem an die vielen schönen Bilder und Geschichten von unterwegs. Und ich freue mich, auf die eine oder andere weitere, ganz persönlich erzählte Geschichte – bis ihr nicht mehr könnt, wie Thomas offensichtlich aus eigener Erfahrung vermutet. Bis zum geordneten deutschen Alltag sind es aber ja immerhin noch rd. 4 Monate. Da geht noch was. Vor dem großen Schlag meldet Euch bitte noch, damit wir wieder den Wind und Regentanz zelebrieren!!
Liebe Grüße vom Schreibtisch, Ludger

Carsten
Mai 1st, 2016 at 4:59 pm

Ostwärts, ostwärts bis Scharbeutz….oh an Warns vorbei, dann wieder schnell zurück 😉
Die Familie wünscht Euch gute und stetige Winde heimwärts, zur Orientierung: immer mit den Schildkröten segeln.
Bis bald in der Badewanne ijsselmeer
Toi Toi Toi

Thomas
Mai 1st, 2016 at 4:10 pm

Viel Erfolg Ihr beiden, in Warns heißen Euch der ganze Hafen willkommen. Vg

Thomas
Mai 1st, 2016 at 3:57 pm

Oh Gott, St. Martin! Über einen Monate habe ich auf dieser zweigeteilten Insel verbracht und gearbeitet – bis zum Inselkoller. Aber schön war’s trotzdem 🙂 – Alles began dort für mich in der Soggy Dollar Bar – Gibt’s die noch? :). Alles Liebe und euch schöne letzte Tage in der Karibik und eine sichere und tolle Rückfahrt. Freue mich euch möglichst bald zu treffen und eure Erlebnisse live zu hören – und bevor ihr sie nicht mehr erzählen könnt.

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