No Trespassing

Flying Fish schwimmt nach anstrengenden zwanzig Seemeilen Motorsegeln sehr hoch am Wind derzeit in wahrhaft exklusiven Gewässern: wir liegen in der Britannia Bay vor der Privatinsel Mustique, wo die oberen Zehntausend urlauben und residieren. Allerdings tun sie das nur ein paar Wochen im Jahr, in der restlichen Zeit werden viele der Prominentenvillen, derzeit 99 von ihnen, über die Mustique Company vermietet, zu Schnäppchenpreisen zwischen 12.000 und 80.000 US-Dollar pro Woche, inklusive Fuhrpark und dem ganzen Geschwader aus Butlern, Köchen, Gärtnern, was der reiche Mensch halt so braucht, um glücklich zu sein. So kann man mit entsprechendem Budget im Bett von Prinzessin Margaret, Bryan Adams, Shania Twain, Mick Jagger oder Tommy Hilfiger schlafen oder geht einfach in eines der beiden Hotels, wo die Nacht „nur“ rund 1.000 Dollar kostet. Zu viel gewöhnlichen Tourismus möchte man hier vermeiden, so ist Schiffen mit über 25 Personen an Bord das Anlaufen der Insel gar nicht erst erlaubt, Segler wie wir müssen eine Gebühr von 75 US-Dollar entrichten und dürfen dafür drei Tage lang bleiben und eine Mooring benutzen.

 

 

Um mehr zu sehen als nur den winzigen Hauptort Lovell mit Bäckerei, Supermarkt und ein paar Boutiquen im Zuckerbäcker-Stil, haben wir heute mit Beate und Reiner eine einstündige Rundtour bei Barbesitzer und Taxifahrer „Pecky“ gebucht. Die Insel ist wirklich schön, hügelig und dicht bewaldet, überall laufen Landschildkröten herum, deren Vermehrung sogar eine Skulptur gewidmet wurde. Viele der Villen sind sehr geschmackvoll gestaltet und platziert. Natürlich sieht man eine Menge Private-Property-Schilder, alles wirkt sehr aufgeräumt, die Strände sind allesamt geharkt und den giftigen Manchineel-Baum muss man hier nicht selbst erkennen und meiden, sondern der Stamm jedes Einzelnen ist mit einem roten Kringel rundherum gekennzeichnet. Und sonstige Gefahren? Mit Kriminalität habe man hier keinerlei Probleme, erklärte uns Pecky, doch Verwaltung und inseleigene Security kennen ihre Grenzen: so sei Bill Gates als neuer Mitbewohner abgelehnt worden, für seine Sicherheit könne man nicht garantieren. Unerwähnt blieb das Risiko, dass sich unbemerkt Paparazzi einschleichen: auf Mustique entstanden vor drei Jahren die Bikini-Fotos der schwangeren Kate, Herzogin von Cambridge. Der Skandal war gigantisch. Als Täter wurde ein Gast aus der Nachbarvilla überführt und zur Strafe mit lebenslangem Einreiseverbot belegt. Wir werden die Insel morgen freiwillig verlassen, wahrscheinlich ebenfalls ohne Wiederkehr. Die drei Tage sind rum und wir möchten unsere vergleichsweise bescheidenen Bedürfnisse befriedigen: wir brauchen Frischwasser für Flying Fishs Tank und ganz dringend eine Waschmaschinenbenutzung. Beides finden wir hoffentlich in den nächsten Tagen auf Bequia.

 

 

Ludger
Februar 13th, 2016 at 1:43 pm

Liebe Heiks, der Takt Eurer Berichterstattung ist so hoch, dass ich am Schreibtisch einfach nicht hinterher komme! Aber lasst Euch nicht bremsen, schreibt fleißig weiter und zu den Fotos hätte ich da eine Idee. Bucht noch ein paar Tage Mooring, nehmt das lange Rohr aus der Fototasche und dann mit Eurem kleinen roten Tarnflitzer auf Fotoshooting – Tour. Wenn ihr ein lohnenden Bikini fotografiert habt, sofort hochladen, ich helfe Euch bei der Vermarktung. Ihr wollt ja sowieso nicht mehr hin… Herzliche Grüße vom Schreibtisch, Ludger

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