Madeiras kleine Schwester Porto Santo ist wirklich übersichtlich: nur elf Kilometer lang und sechs Kilometer breit. Sie ist trocken, fast wüstig, und es gibt ein paar Picos, zuckerhutartig aufragende Berge, von denen der Pico do Facho mit 517 Metern der höchste ist. Früher einmal war die Insel grün und trug den Beinamen Ihléu dos Dragoeiros, Drachenbauminsel. Doch über die Jahrhunderte wurde der legendäre Drachenbaumwald teils abgeholzt, teils ließ man die Bäume ausbluten, um möglichst viel von dem „Drachenblut“ zu ernten, denn der Saft war begehrt als Farbstoff und Arznei. Der massive Raubbau an der Natur führte zu der hausgemachten Trockenheit von heute, mittlerweile zeigt die Wiederaufforstung aber erste kleine Erfolge. In fünfzehn Minuten Gehentfernung von unserer kleinen Marina befindet sich der Hauptort Vila Baleira: gemütlich und mit malerischem Dorfplatz. Gut die Hälfte der insgesamt knapp 5.000 Inselbewohner lebt hier. Auch der Entdecker Christoph Kolumbus hat vermutlich ein paar Jahre im Ort verbracht, nachdem er 1478 Felipa Perestrelo y Moniz geheiratet hatte, ein Mädchen von der Insel. So gibt es als Hauptattraktion ein kleines Kolumbusmuseum, liebevoll gemacht und in einem hübschen Gebäude untergebracht, doch leider überwiegend aus Texttafeln auf Portugiesisch bestehend.
Wie wenig auf Porto Santo eigentlich los ist, zeigt auch deutlich die dreieinhalbstündige Jeepsafari über die Insel, die wir uns gemeinsam mit den Crews von „Balou“ und „Midnight Sun“ gegönnt haben. In Ermangelung echter Sehenswürdigkeiten erläuterte Guide Karolina euphorisch und mit Hingabe jeden Stein, jedes Hotel, sogar einzelne Inselbewohner (darunter eine deutsche Individualistin, die als total „crazy“ gilt, weil sie angeblich Besucher nicht mag und ein Gewehr hat). Highlights der Tour waren die erhöht gelegenen Aussichtspunkte mit wunderschönem Fernblick und die Quinta das Palmeiras, eine kleine Zoo-Oase voller subtropischer Bäume und exotischer Vögel, von dem Privatmann Senhor Camanel geschmackvoll gestaltet und angelegt. Als einziges gefährliches Tier der Insel zeigte Karolina uns einen Felsen im Meer, der aus einer bestimmten Perspektive betrachtet wie King-Kong aussieht. Wir konnten den Affen nicht wirklich erkennen, ohnehin fanden wir den weißen Kakadu in dem kleinen Zoo, der sich zunächst in Christinas, dann in meine Armbanduhr verbiss, deutlich bedrohlicher. Es brauchte vier große Hände, ihn zur Aufgabe zu bewegen. Die Tour endete am südöstlichen Miradouro oberhalb unserer kuscheligen Marina. Wieder mal eine herrliche Aussicht und wir konnten direkt checken, ob neue Stegnachbarn angekommen waren (nein) und ob in der Marina-Bar noch Plätze frei sind (zum Glück ja).
Nur eines ist wirklich spektakulär auf Porto Santo: der neun Kilometer lange Sandstrand an der Südküste, der direkt neben der Marina beginnt: feiner, weicher, gelber Sand, auf den türkisfarbenes Meer schwappt – in dem man baden kann! Als Sabine und Joachim von der „Atanga“ vor einem Jahr aus Südportugal schrieben, sie seien immer noch nicht schwimmen gewesen, haben wir ganz leise „Weicheier“ gedacht. Doch wir selbst konnten bisher auch nur einen einzigen Badeversuch verbuchen, vor zwei Wochen in Oeiras an der Tejo-Mündung war das, wir verließen das Wasser fluchtartig nach rund einer Zehntelsekunde, als wir die Eiswürfel um uns herum realisiert hatten. Hier auf Porto Santo verbringen wir Stunden im und am Meer, ohne zu frieren. Endlich können wir die Möglichkeiten unser SUPs (Standup-Paddling-Boards) richtig ausreizen ohne Angst vor dem Sturz ins Wasser, um dann nach dem unvermeidlichen Sturz entspannt in der Sonne zu trocknen. Endlich haben wir das erste Barbecue am Meer zelebriert, ein wunderbarer Abend. Endlich war Gelegenheit für den längst überfälligen Friseurbesuch, praktischerweise direkt nebenan auf der „Midnight Sun“, professionell erledigt von Christina (die mit Jörg und Bordhund Leni leider schon wieder aufgebrochen ist). Wir haben mit Beate und Reiner gefühlt zehn Kilo Sushi selbst gemacht und gefuttert bis kurz vor dem Platzen. Es gab lustige Treffen in der Bar und unzählige Strandspaziergänge nach Vila Baleira zum gut sortierten Supermarkt. Außerdem haben natürlich auch wir uns auf der Hafenmauer mit einem kleinen Flying Fish-Gemälde verewigt und uns so hoffentlich einen Haufen Glück für die Weiterfahrt gesichert. Ein aufwändiges und sehr kommunikatives Unterfangen, kaum ein Segler, der nicht stehen bleibt und ein paar Worte findet.
Bräuchten wir also mehr Action als wir hier auf Porto Santo geboten kriegen? Nein, auf keinen Fall! Wir genießen das einfache Leben ohne große Entscheidungen, das Gefühl der Verlangsamung, die netten gleichgesinnten Menschen um uns herum. Heute früh haben sich leider die „Balous“ schon nach Madeira verabschiedet, Beate fliegt von dort aus kurz nach Hause. Wir grinsen jetzt noch wegen des sensationellen Ablegemanövers: die beiden hatten erst ihr Landstromkabel zu lösen vergessen und dann nach dem „Leinen los“ festgestellt, dass ihr aus Platzgründen entferntes Steuerrad noch nicht wieder montiert war (so viel zum Thema Verlangsamung…). Wirklich überraschte Gesichter sind was echt Feines! Wir selbst warten auf passendere Segelbedingungen und werden uns wahrscheinlich Dienstag oder Mittwoch nach Madeira aufmachen, vielleicht im Verbund mit Jenny und Simon von der „Fenicia“. Liebe Kollegen, die Ihr gerade in Portugal auf die Gelegenheit zur Überfahrt hierher wartet: nehmt Euch Zeit für Porto Santo, es ist so unaufgeregt wie zauberhaft!
Ich wünsche Euch schon mal eine gute und sichere Weiterfahrt – wir fliege Ende der Woche für 10 Tage zum Wandern in die Türkei, um Sonne zu tanken und ein wenig Erholung vom Schreibtisch zu bekommen, Grüße vom selbigen aus Old Germany. Ludger
…Im übrigen mal gute Nachrichten von zu Hause :
Der FC Köln gewinnt auswärts bei den Königsblauen mit DREI zu NULL
Gern geschehen 😉
Stehen damit auf Platz fünf
LG von uns . .
Hallo ihr lieben Heiks, es ist immer wieder toll eure Berichte zu lesen. Habt Dank für die vielen Beschreibungen und Erlebnisse, Tipps für uns, die wir folgen. Noch tingeln wir die Algarve ab, werden euch beim nächst guten Wetterfenster nach Porto Santo / Madeira folgen. Bis denen.
Heike und Herwig – die worldies
ENDLICH ,
Grade noch von Euch geschwärmt . .;-)
Und Sooo lange auf euren Blog gewartet
Toll
Nur diesmal darf und muss ich euch verbessern
Ihr wart auf Defender Safari , oder Land Rover..
Nix jeep B-)
Wir freuen uns auf euren nächsten Bericht
Und sei es auch das er noch verlangsamter ankommt
LG von Uns
Hallo Fischchen,
manchmal folgen eure Berichte so schnell aufeinander, dass ich da gar nicht mitkomme – fast wie ein Fisch, der einem aus der Hand flutscht: Porto Santo sieht traumhaft schön aus und liest sich auch so. Zwei Sachen, die mich besonders gefreut haben: mit einem richtig schönen Flying Fish Mauerbild habt ihr euch da verewigt und zum SUP an den herrlichen Stränden von Porto Santo möchte ich am liebsten direkt vorbeikommen…liebe Grüße Barbara