Punktlandung

Return of the Fish! Um es gleich vorweg zu nehmen: unser Schiff liegt seit Samstag sicher  festgebunden im Jachthaven de Vrijheid, wo alles begann. Die zwei Tage in Enkhuizen hatten wir für Räum- und Reinigungsarbeiten genutzt und feierlich über die Toppen geflaggt, ein toller Anblick! Dann unsere leicht skurrilen letzten zwölf Seemeilen über das Ijsselmeer: nachdem in den letzten Wochen bei angekündigten drei Beaufort generell und immer Flaute war, sind wir mal lieber zeitig aufgebrochen, würde bestimmt wieder eine gemütliche Motorfahrt. Aber nix da, es wehte tatsächlich und wir hatten das seltene Problem, viel zu schnell unterwegs zu sein. 15 Uhr in der Schleuse war schließlich angekündigt, daran wollten wir uns halten, also: Segel fieren und Tempo rausnehmen. Dummerweise fuhren wir selbst mit Gegenbauch im Großsegel und flatterndem Klüver noch über vier Knoten und jeder auf dem Ijsselmeer muss den Kopf geschüttelt haben über dieses stolz geschmückte Schiff, das offenbar von einer größeren Fahrt zurückkehrt und dessen armselige Crew immer noch nicht vernünftig zu trimmen gelernt hat.

 

 

Unsere Freunde von „Sol y Son“ und „Atlanta“ machten dem Elend ein Ende, zwei Seemeilen vor dem Ziel kamen sie mit Willkommensflaggen und Luftballons geschmückt entgegen, nahmen uns in die Mitte und ließen von beiden Seiten die Korken knallen, ein großartiger Empfang! So drifteten wir als dickes Dreierpäckchen zusammengeschnürt eine Weile umher, tauschten zur ersten Flasche Sekt die ersten Geschichten aus. Wenig später, pünktlich an der Schleuse, warteten die nächsten lieben Menschen auf uns und direkt dahinter zwei weitere geschmückte Begrüßungskomitee-Boote, die „Marlene“ und die „Fofftein“ aus Heeg. So flankiert und begleitet legten wir das letzte Stück Weg durch den Johan-Friso-Kanal zurück, kriegten das Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht. „Jetzt aber nicht den Anleger verkacken“, schallte es bei der Hafeneinfahrt von der „Marlene“ herüber, noch einmal kurz Puls also, wenig später lag Flying Fish fest zwischen den alten Schiffskollegen und wir konnten weitere Verwandte und Freunde in die Arme schließen. Eine mächtig tolle Willkommens-Grillparty haben unsere Lieben für uns auf die Beine gestellt mit Kölsch vom Fass, einem Haufen Leckereien, bester Stimmung und später, im Dunkeln, Karibikfotoprojektion ins Vorsegel. Nach Hause kommen ist ganz schön schön und wir danken allen sehr herzlich für ihren Einsatz und diesen super Empfang!

 

 

Gestern dann erst mal der Abschied vom Schiff, von Bord zu gehen fühlte sich fast an wie Verrat. Doch auch die Sehnsucht nach unserer Kölner Behausung war groß und die Spannung, wie wir sie vorfinden würden. Alles gut, die Wohnung ist in ordentlichem Zustand, wenn man auch sieht, dass Mieter mit Dingen nicht so sorgsam umgehen wie man selbst. Und der erste Eindruck war allemal toll: frisches Obst, Schoki, Kölsch im Kühlschrank und die neueste Stadtrevue auf dem Küchentisch, überschienen von einer prächtigen Sonnenblume – das Werk der besten Nachbarn der Welt, bei denen wir uns direkt noch zu einem köstlichen Abendessen einfinden durften. Lecker-satt und nach so viel Action in den letzten Tagen dachten wir eigentlich, direkt in einen komatösen Tiefschlaf zu fallen, doch die erste Nacht im nicht schwankenden Bett und ohne die gewohnte Ankerkette zwischen den Füßen fühlte sich mehr als seltsam an nach so langer Zeit. Immerhin haben wir fast siebzehn Monate auf dem Schiff gelebt, waren 72 Nächte auf See, aber die Rückgewöhnung wird schon kommen. In den nächsten Tagen nehmen wir unsere Wohnung wieder in Besitz, räumen alles an seinen Platz zurück, erledigen Post und renovieren ein wenig. Flying Fish hat derweil Pause, soll irgendwann in den nächsten Wochen in Stavoren gekrant werden und den Winter auf dem Trockenen verbringen, so die grobe Planung. Einen letzten, abschließenden Blog wird es noch geben, sobald wir das Chaos ein wenig gelichtet haben.

 

 

Ludger van Holt
September 19th, 2016 at 7:28 pm

Man, man, man, gerne wären wir dabei gewesen! Aber das mit dem Punkt war ja erst im zweiten Anlauf eine Landung.
Dafür haben unsere Jungs den Klassenerhalt in der zweiten Segelbundesliga am Wochenende (wie immer nix für meine Nerven) im letzten Lauf klar gemacht!
Lasst es Euch gut gehen in Kölsch City.

Die aller letzten Grüße vom Schreibtisch, Ludger

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