Rías Bajas

Als vor langer Zeit Gott in sechs Tagen die Erde erschuf, so sagt man, machte er am siebten Tag kurz Pause (aß vielleicht ein Snickers) und stützte dabei seine Hand an Galiciens Westküste auf. Seine Finger gruben sich in die Landschaft und hinterließen als Abdruck fünf Buchten, die Rías Bajas. In diesen göttlichen Fingerabdrücken treiben wir uns momentan herum. Segeln ist sehr entspannt hier, es gibt keine gefährlichen Schikanen wie Overfalls und kaum Strömung, bloß zahlreiche Felsen und Untiefen im Wasser, die zu umfahren sind und einen Haufen „viveros“. Das sind flache, massive Flöße zur Muschelzucht, die überall verankert und im Dunkeln nicht zu sehen sind. Die Distanzen sind weniger groß als weiter nördlich und vor allem kann man endlich zwischendurch ankern, wenn der Wind es zulässt, die Auswahl an schönen Buchten ist in den Rías riesig. Doch auch die Fischerorte mit ihren malerischen Altstadtkernen haben ihren Reiz, eine äußerst angenehme Qual der Wahl also.

Am letzten Montag haben wir Muxía verlassen und Cabo Finisterre passiert, den berühmtesten Ort an der Costa da Morte. Früher wurde hier, am westlichsten Zipfel Spaniens, das Ende der Welt vermutet, für uns – von See aus – sah das Kap bei freundlichem Wetter eher unspektakulär aus. Muros im Ría de Muros e Noia war unser Ziel, ein Ort, der uns sofort gefiel: ein lebendiger Hafen, in dem man sich täglich mit maximal frischen Meerestieren versorgen kann (die Angelfischerei von Bord aus ist nach wie vor nicht von Erfolg gekrönt), dahinter die verwinkelte kleine Altstadt mit ihren schmalen Gassen, Wegkreuzen, Treppen und versteckten Plätzen, das Ganze voller Flaneure und trotzdem wenig touristisch. Fast hätten wir uns vom Drizzle-Regen verführen lassen, noch länger dort zu bleiben, doch am Donnerstag fiel uns ein, dass wir nicht aus Zucker sind und so legten wir ab und segelten weiter zum Ría de Arousa nach San Vicente del Mar. Hier zogen uns Ort und Marina nicht so sehr in ihren Bann, doch beim Joggen entdeckten wir einen kilometerlangen, aufwändig angelegten Weg aus Holzbohlen (einen Holzweg sozusagen) an der Küste entlang. Eine viel schönere Laufstrecke ist kaum vorstellbar: man trabt ganz entspannt dahin, nebenan rauscht das Meer und eine Gesteinsformation nach der anderen regt die Fantasie an, erinnert an Schafe, Fische oder Toastbrot. So tut Sport gar nicht weh…

 

 

Deutlich weniger Inspiration bot da unsere nächste Station, die Isla de Ons, wo wir eine Nacht vor Anker verbrachten, laut Törnführer direkt vor dem Nudistenstrand. Doch – wahrscheinlich lag es am kühlen und bedeckten Wetter – es ließen sich weder Nudisten blicken noch sahen wir etwas von den haufenweisen Seevogel-Kolonien, die es dort angeblich gibt, bloß vereinzelte Möwen. Dafür herrschte am Fähr-Anleger der Insel, den wir per Dinghi besuchten, überraschenderweise Jugendherbergsatmosphäre, absoluter Trubel! Wir zogen uns auf Flying Fish zurück und verbrachten dort den Abend mit Ria und Peter von der „Helena“, den einzigen anderen Ankerliegern. Die zwei sind Niederländer aus Enkhuizen und haben auch eine Koopmanns-Yacht, mit der sie auf dem Weg nach Süden sind, bestimmt sehen wir uns wieder! Gestern haben wir die Isla de Ons verlassen und liegen nun in Combarro im Ría de Pontevédra. Die Stadt ist berühmt für ihre zahlreichen alten „hórreos“, das sind für die Gegend typische Maisspeicher aus Granit, die auf Stelzen stehen. In ihnen kann Getreide trocknen, ohne von Nässe oder Nagetieren befallen zu werden. Uns erinnern die Bauten oft an Gräber wegen ihrer länglichen Form und weil meistens ein christliches Kreuz obendrauf ist. Auf jeden Fall ist der Ort nicht nur wegen der hórreos sehr sehenswert und schön, das wissen allerdings auch Menschen außer uns. Touristennepp allerorten! Ab morgen kreuzen wir wieder „Ruhe und Frieden“ an auf unserem Törnplan, wir haben ein Permit für den Besuch der Islas Cies (Nationalpark und deshalb genehmigungspflichtig) und wollen dort zwei, drei Tage ankern. Die Sonne soll angeblich auch kommen.

 

 

Ach ja, und Silentwind hat sich endlich aus der Sommerpause gemeldet wegen des abgestürzten Windgenerators. Sie entschuldigen sich für den Materialfehler bei den Befestigungsteilen und organisieren für uns ein Ersatzgerät samt Installation und Schweißarbeiten durch eine Werft in Porto.

George Valkema
August 18th, 2015 at 8:49 am

Gutemorgen jungeleute! Alles in ordnung? Hoffe euch hat besser wetter als uns. Es hat jetzt zweitagen geregnet und nur 13 grad….sonst alles gut, wir haben eine sonnige urlaub gehat bei Lad de Leon Frankreich

KRE
August 17th, 2015 at 3:09 pm

Ahoi liebe Heiks … Ihr versteht es schon, einem den Mund so richtig wässrig zu machen …. frische Krabben an gesosten Nudeln und dazu ein Sevesa … weiter so. Und an Dich lieber Heiko … halte die Angel mal nicht in einen Fischfriedhof, sondern in einen Makrelenschwarm (da wo die Möven sind) mit dem entsprechenden Vorfach … die springen Euch dann schon freiwillig in die Pfanne. Toller Törn, mitreissende Storys und wunderschöne Fotos – danke Dir Heike. Ich hoffe, die Schweißer bringen den neuen Generator wieder in Betrieb und die zerdepperte Seereling wird auch noch gerichtet. Ich freue mich auf die nächsten Storys – Euer KRE

Ludger
August 17th, 2015 at 1:11 pm

Hallo Heiks,
wieder tolle Bilder und ein schöner Bericht. Warum wollt ihr eigentlich noch weiter, ist doch einfach kaum zu toppen. Und überhaupt, das Ijselmeer am Wochenende – ein Traum. Karibischer Wind am Samstag, am Sonntag Drizzel aus NO, umlaufend (Drizzel, nicht der Wind, der kam genau aus Stavoren) und eine ausgewogene Dünung. Der Käseort Edam lockte mit dem Waterdag, eine einmalige Atmosphäre. Wenn ihr das mit dem Sonnensegeln, der Hitze und dem salzigen klaren Wasser leid seid, komm einfach schnell zurück! Herzliche Grüße vom Schreibtisch (angerostet), Ludger

Carsten
August 17th, 2015 at 8:16 am

Liebste Grüße vom verregneten deutschen münsterländer Festland zu Euch .
Das liest sich soooooo toll
Ganz liebe grüße an Euch Genießer
Sandra und Carsten

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