Von Mouth zu Mouth

Atmet durch, es gibt dieses Mal keine Katastrophen zu berichten! Wir hatten vielmehr ein paar richtig nette und spannende Tage voller Premieren. Am Samstag nach Mittag haben wir den schönen Hafen von Yarmouth verlassen und der Isle of Wight endgültig den Rücken gekehrt. Endlich durften auch wir die malerische Felsformation „The Needles“ von See aus betrachten. Aber nur kurz, denn dann hatten wir im Needles Channel unsere erste Begegnung mit Overfalls. Klingt ein bisschen wie „Überfall“ und so ähnlich führen sich die Biester auch auf. Ganz plötzlich befanden wir uns inmitten völlig unberechenbarer und recht hoher Wellen, die Flying Fish nach Belieben hin und her schleuderten. Mal zeigte der Bug steil nach oben gen Himmel, ein paarmal tauchte er komplett ein und Wassermassen wurden über das Deck geschaufelt. Das Phänomen entsteht, wo starke Gezeitenströme durch Engpässe, um Kaps und/oder über flache Stellen fließen müssen, „tidal race“ wird es daher auch genannt. Zum Glück waren wir vorbereitet, denn Overfalls sind in der Seekarte eingezeichnet (in Form von ganz niedlichen Wellenlinien), wir wusste nur noch nicht, wie sich die Sache in der Praxis anfühlt. Jetzt wissen wir’s: man wird ziemlich nass und kann ansonsten nur das Schiff möglichst gut auf Kurs halten und dabei sehr intensiv hoffen, bald wieder in ruhigeres Wasser zu kommen (und wenn man Heiko ist, kann man zwischendurch unter Deck gehen und versuchen, durch die überspülten Salonfenster Fische zu fotografieren). Blöd nur, dass wir die schlimmsten Overfalls erst noch vor uns haben, nämlich Portland Race…

 

 

Letztlich hatten wir einen tollen Segeltag, der eigentlich in Poole enden sollte. Doch als wir hoch am Wind bis kurz vor die Ansteuerungstonne gekreuzt waren, war es zum einen schon relativ spät, zum anderen hatten wir beide eigentlich keine richtig große Lust auf Poole. Man muss noch rund eine Stunde motoren, um die dortigen Marinas zu erreichen und die Stadt soll nichts Besonderes sein. So haben wir uns die benachbarte Studland Bay unverbindlich angeschaut, dort ankerten schon einige Schiffe im Schutz der Steilküste und vor Traum-Kulisse. Wir beschlossen, einfach mal testweise unseren Anker zu werfen und zu schauen, wie es sich anfühlt. Mit Charterschiffen im Mittelmeer haben wir oft Nächte vor Anker verbracht, aber da gab es immer nur Wind und nicht auch noch Strom zu beachten, außerdem konnte man durch das kristallklare Wasser sehen, ob der Anker sich sauber eingegraben hatte. Mit Flying Fish haben wir bloß mal ein Wochenende im Ijsselmeer geankert und da war so was von Flaute, dass wir das Grundeisen wahrscheinlich gar nicht gebraucht hätten. Insofern war die Sache für uns ganz schön spannend. Doch erstaunlicherweise hielt der Anker im ersten Versuch, einfach so! Wir holten ihn noch mal auf, um uns weiter in die Bucht hinein zu verlegen und auch beim zweiten Mal fasste er sofort!! Das haben wir einfach mal als Zeichen gedeutet und sind geblieben. Und zwar gleich zwei Nächte, weil die Gesamtsituation so perfekt war.

 

 

Und was macht der angehende Blauwassersegler in der Bucht außer gucken, lesen, genießen und relaxen? Er macht auf Selbstversorger und backt sich ein Brot. Nun ist es so, dass wir passable Köche, aber leider sehr miese Bäcker sind. Zum Glück haben wir das im Vorfeld der Reise ordentlich kommuniziert und so hatten wir neben Tipps und Rezepten auch eine selbstgemachte Backmischung „Gerlinde spezial“ samt detaillierter Anleitung an Bord. Liebe Gerlinde, unser erstes Brot war absolut köstlich, dankeschön dafür! Und uns kam da eine super Idee: vielleicht, wenn es Dir nicht allzu viel ausmacht, schick doch einfach an jeden der TransOcean-Stützpunkte auf unserer Route… nee, musst Du nicht, wir werden jetzt mal selbständig 😉 Unser Aufenthalt in der Studland Bay war – nicht nur kulinarisch gesehen – toll. Natürlich schläft man weder ruhig noch tief, aber dafür ist das Leben tagsüber auch nicht sehr anstrengend. Inzwischen sind wir in Weymouth angekommen, einem hübschen kleinen Seebad mit drei Kilometern Sandstrand, dessen Ruhm einst von König George III. begründet wurde. Uns gefällt besonders der alte Hafen mit seinem Gewusel aus Fischerbooten und Yachten und der Architektur drum herum. Das werden wir jetzt noch ein wenig genießen, denn wahrscheinlich passt der Wind erst wieder am Freitag zu unseren Plänen: dann geht es von Weymouth nach Dartmouth.

 

 

Volker
Juli 17th, 2015 at 11:11 am

Liebe Heiks,
hab gerade mal die letzten Berichte gelesen und das Undichtigkeitsdrama verfolgt.. So langsam muesste doch jetzt alles optimiert sein! Jetzt koennt Ihr Euch ganz offensichtlich wieder voll aufs Segeln und Geniessen konzentrieren.. Ich druecke 1. Euch ganz sehr die Daumen und 2. Euch beide!

Holger
Juli 15th, 2015 at 2:36 pm

Gute Stimmung und schöne Bilder, weiter so!

Steffi und Jörg
Juli 9th, 2015 at 7:18 am

Moin Moin und liebe Grüße von der Bigfoot!
Klasse Blog! Könnt Ihr uns die Brotbackmischung zukommen lassen? 🙂

Christian B
Juli 8th, 2015 at 5:46 pm

Liebe Heiks,

Potzblitz! Der RepairFish mal ohne Probleme im Wasser? Und Ihr nichtsnutzig vor Anker? Das kann nicht gut gehen…. Gebt’s zu: Heiko hat sich schon auf mit der geschulterten Bohrmaschine auf die Suche gemacht.
Also: Nicht bohren, nix fluten und einfach weiter genießen!

Liebe Grüße (auch vom Schreibtisch)
Christian

Sven
Juli 8th, 2015 at 12:05 pm

Liebe Heiks,
da kommen ja diesmal beim Lesen Eures Berichts Heimatgefühle auf: Georg III war nämlich nicht nur König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, sondern seit dem Wiener Kongress auch König von Hannover.
Ja, das musste jetzt mal eben erwähnt werden.
Liebe Grüße aus Hannover
Sven

Carsten
Juli 8th, 2015 at 8:54 am

Hallo ihr fishing heiks ,
Wir freuen uns so mit euch
Und das um so mehr, als das unsere kleine Kreuzfahrt sich nun bald dem Ende naht
Und hört auf , das Brot sieht echt geil aus
Liebe Grüße von uns
Sandra und Carsten

Ludger
Juli 8th, 2015 at 7:52 am

Liebe Heiks,
Gerlinde hat ihre Brotbackkünste auf unserem neuen heimischen Gasgrill verfeinert – schick mal die nächsten machbaren Standorte für ne neue Mischung, da geht ganz bestimmt was. Vielleicht können wir daraus ja ein Geschäftsmodell entwickeln: Fishmischung oder so. Liebe Grüße vom Schreibtisch. Ludger

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