
Da steht sie still, die Segelwelt! Seit Ex-Hurrikan Erin das Wetter bestimmt und neben starken westlichen Winden auch bis zu sechs Meter hohe Wellen in die Biskaya schickt, bewegt sich nur noch, wer muss oder unbedingt will. Auf der Übersichtskarte von MarineTraffic bietet sich ein ungewohntes Bild: Fast alle pinkfarbenen Freizeitboot-Symbole kleben an den Rändern des Gewässers, immer nur eine kleine Handvoll ist in Fahrt. Auch wir haben uns verzupft und sind (bereits am Samstag vor einer Woche) mit dem letzten guten Wind von Bilbao nach Laredo gesegelt, dort waren wir nun eine Woche lang, im perfekt geschützten Puerto Deportivo der Ferienstadt. Der liegt ganz am östlichen Ende einer weiten sichelförmigen Bucht, fünf Kilometer feinsten Sandstrandes erstrecken sich westwärts. Leider wurde die Zone jenseits der Promenade konsequent und auf ganzer Länge zubetoniert, im Costa-del-Sol-Stil. Hinter dieser Bebauung verschwindet nahezu die bezaubernde kleine Altstadt von Laredo: eine Handvoll kuschelig-enger Gassen mit malerischen Winkeln um die gotische Kirche Santa María, wirklich schön. Direkt nebenan begrenzt das Atalaya-Massiv den Ort. Zwischen 1863 und 1964 wurde meerwärts ein 220 Meter langer Tunnel durch den Berg angelegt, ursprünglich mit dem Plan, auf der anderen Seite einen Bootsanleger zu bauen. Doch die hiesigen Wetterbedingungen wussten dies zu vereiteln, heute ist der Túnel de la Atalaya eine ungewöhnliche touristische Attraktion und führt zu einem netten Aussichtspunkt.
Wie schon in Bilbao kommen wir auch in Laredo pünktlich zur Fiesta des Jahres an: Die Batalla de Flores ist eines der bekanntesten und ältesten Blumenfeste Spaniens. Eine Woche lang abendliche Konzerte und Veranstaltungen! Wir merken jedoch schon bei der Eröffnung am Montag, dass das Ganze nicht so wirklich unseren Geschmack trifft. Top-Act Rosario singt voller Inbrunst und schüttelt wild ihr schönes Haar, doch Schlager bleibt Schlager, da hilft auch nicht, dass es die spanische Variante ist. Für die folgenden Abende sind Oldie-Coverbands angekündigt, wir bleiben fern. Erst am Freitagnachmittag feiern wir wieder mit, da gipfelt die Batalla in einer Parade kunstvoll gestalteter Blumenwagen, die monatelang von Freundes- und Familiengruppen vorbereitet und zuletzt mit – ausschließlich echten – Blumen dekoriert werden, abertausende bunte Dahlien und Chrysanthemen. Entlang der Umzugsstrecke sind Tribünen aufgebaut, Menschen drängen sich an den Absperrungen. Dann fahren langsam die Festwagen vorbei, gezogen und geschoben von Erwachsenen, oben, auf kleinen Plateaus, kostümierte Kinder und Jugendliche (von denen manche nicht hundertprozentig überzeugt von ihrer Rolle scheinen). Welchen Wagen mit welchem Motto die Jury zum Sieger kürt, erfahren wir nicht, nach dem ersten Durchgang überkommt uns der Hunger. Das mitternächtliche Abschlussfeuerwerk genießen wir von Bord aus, es wird direkt am Hafen gezündet und ist wirklich spektakulär anzusehen! Dabei haben wir großes Glück mit unserem Liegeplatz und der Windrichtung, im Gegensatz zu anderen Booten wird Flying Fish nur von wenig Trümmerteilen und Ascheregen erwischt.
Die Woche in Laredo verfliegt rasant, denn auch außerhalb der Blumenschlacht ist viel zu erleben und zu tun. So bietet sich endlich wieder die Gelegenheit zum Wingsurfen! Heiko beginnt sogar mit dem Foilen und schafft es erste Male kurz aus dem Wasser. Dann gibt es hier gute Wandermöglichkeiten: Zum Warmwerden fahren wir mit der kleinen Pendelfähre, die direkt am Strand startet, rüber in den Nachbarort Santoña, laufen von dort den Küstenweg entlang zum Faro del Caballo inklusive der 763 Stufen, die hinunterführen. So viele schöne Views unterwegs! Unsere Lieblingstour aber führt von Laredo ostwärts, zu den Ojos del Diablo. Beim Start finden wir es noch schade, dass die Sonne nicht scheint, später sind wir angesichts der 820 Höhenmeter, verteilt auf 17 Kilometer, ganz froh, nicht noch mehr schwitzen zu müssen. Eine schöne, abwechslungsreiche Strecke mit kleinen Kletterpassagen, landschaftlich wunderbar, nicht überlaufen (mehr Ziegen als andere Touris), dazu sind die Teufelsaugen im Fels ein tolles Ziel. Und drum herum hatten wir es schön gesellig: Seit Bilbao segeln die beiden Kölner Eva und Kim mit ihrer SY Mana wieder parallel, außerdem leisteten Liek und Paul, die niederländische Crew der SY Shiva, uns Gesellschaft. So konnten wir nicht nur das Blumen-Finale zu sechst genießen, sondern auch Tapas- und sonstige leckere Abende zusammen verbringen und unter Lieks Anleitung Yoga üben. Nun haben sich die Wege teils getrennt, wir ankern gerade neben der Mana vor Santander, sind gestern bei rund zweieinhalb Metern Welle hierher gemotorsegelt. Morgen ziehen wir wohl in die Marina um, es wird wieder ungemütlich.
Wahnsinn, was für tolle Motive sich mit Blumen kreieren lassen (und sich genügend Menschen finden, die die notwendige Geduld und Zeit investieren).
Auch die übrigen Bilder lassen Fernweh aufkommen. Immer wieder toll, dass ihr uns an eurer Reise teilhaben lasst!
Hallo ihr Zwei lieben Wasserbummler,
wunderschöne Bilder, tolle Reiseberichte und das Gefühl gleich mit dabei 🥰🥰🥰
LG von den KNUTTis die schon auf den nächsten Bericht warten….
So verschwenderisch mit Blumen, das gibt es nur in Spanien und Portugal. Eure Wanderung war sehr speziell, schön anzusehen und etwas Gruseln dabei. Bin nicht schwindelfrei.
Erin hat sich wohl ausgetobt und ihr habt hoffentlich moderate Winde für die Weiterfahrt. LG hup
Freitag scheint es tatsächlich Wind aus der richtigen Richtung ohne Wellenberge gegenan zu geben – brauchen wir auch, um bei der nächste Etappe zur richtigen Gezeit anzukommen.