Butter bei die Fische

Was für ein schöner Morgen: ausschlafen und dann eine nicht schwankende Dusche mit beliebig viel Süßwasser in Wunschtemperatur, was will man mehr? Außerdem sind wir nun legal im Land, haben Customs und Immigration Officer einen Besuch abgestattet und dann die gelbe Quarantäneflagge aus Flying Fishs Saling entfernt. Grenada, jetzt sind wir wirklich angekommen! Doch wie versprochen soll es gerade nicht um die Insel (von der wir ohnehin noch nichts gesehen haben), sondern um die Überfahrt gehen, nachdem wir uns unterwegs bekanntlich eher kurz fassen und auf Umlaute und Fotos verzichten mussten (Blogbilder zu den Beiträgen sind aber inzwischen online!). Tausend Dank an dieser Stelle noch mal an Wilfried, unser super Höllenhagen-Relais: ohne Dich hätten wir gar nichts veröffentlicht, überhaupt nichts! Du bist ein solcher Schatz!!

 

 

Wie waren also im Rückblick die 23 Tage auf dem Atlantik?! Eine kurze Antwort gibt es dazu nicht. Ja, wir haben sie erlebt, die magischen Momente und Phasen, in denen man einfach nur zufrieden und glücklich ist auf See. Wenn das Schiff lautlos von der Aries, der Windsteueranlage am Heck, auf Kurs gehalten wird, die Segel perfekt stehen, das Meer freundlich aussieht, rundherum nur Weite. Drei Meter oberhalb des Hecks zeigt eine blaue Leuchtdiode an, dass der Windgenerater die Akkus lädt, die Sonne brät auf die Solarmodule, wir sind autark. Was für ein Privileg, hier draußen sein zu dürfen, ganz für sich verantwortlich! Man fühlt sich gleichzeitig unfassbar weit weg von aller Sicherheit, jeder Zuflucht, den Elementen ausgeliefert, aber auch total geborgen auf diesem kleinen, einfachen Schiff aus Stahl, das mittlerweile so vertraut ist und seinen Job wirklich prima macht. Der Ozean sieht tatsächlich jeden Tag anders aus und manchmal reichte es uns, einfach stundenlang Blicke und Gedanken schweifen zu lassen. Dann die Highlights und Beobachtungen zwischendurch: ist das dort hinten ein Wal und bedeutet das Schnauben neben uns, dass Delfine da sind? Man kann ja nüchtern sagen, dass diese Biester einfach nur durch Glück bei der Evolution solche Sympathieträger sind, weil sie permanent aussehen, als würden sie grinsen. Doch selbst der übelste Zyniker schmilzt dahin, wenn sie zum Spielen vorbei kommen und ihre Kunststücke zeigen, eindeutig Nähe suchen und manchmal sogar Blickkontakt. Gefühle und Erinnerungen, die hoffentlich nie ganz verblassen.

 

 

Und dann gibt es die andere Seite, die wohl ebenso dazu gehört: am liebsten in stockfinsterer Nacht oder bei widrigen Bedingungen verklemmen sich Reffleinen vorne am Bug, lösen sich die Niederholer der Spibäume, macht sich sonst irgendetwas selbständig oder produziert üble Geräusche. Oft heißt es dann: hilft nix, Kopflampe auf, Lifebelt mit dem Schiff verbinden, einer muss nach vorne, während der andere versucht, den Überblick zu behalten und das Schiff möglichst sanft zu steuern. Dann kriegt „ganz für sich verantwortlich“ plötzlich einen anderen Klang. Jedem von uns wurde des Öfteren mal bewusst, dass es nicht damit getan ist, aus dem Spielparadies abgeholt zu werden, wenn wir es jetzt verbocken. Außerdem hinterlassen Müdigkeit und Anspannung Spuren im Gemüt, gelegentlich waren wir schlicht genervt von der Gesamtsituation, hätten alles Mögliche für ein paar Minuten Auszeit gegeben. Besonders die in den Kurzberichten öfter erwähnte Kreuzsee hat uns geplagt: „geigen“ nennt es der genervte Seemann, wenn das Schiff zusätzlich zur normalen Vorwärtsbewegung noch extrem seitlich schwankt, aber eigentlich entspricht die Bewegung eher dem Ausschlagen eines Metronoms. Besonders wenn man – so wie ich – zu Seekrankheit neigt, kann einen diese vermeintliche Nebensächlichkeit wirklich angreifen. Doch auch Heiko hat manchmal heftig geflucht wegen unberechenbar herumfliegender Dinge und blauer Flecken. Die meiste Zeit war der einzige Ort auf dem Schiff, wo man halbwegs unverkrampft liegen und gefahrlos ein wenig schlafen konnte, unsere „Kiste“, die Leekoje im Salon. Ein wahrer Sehnsuchtsort, wo wir uns in manchen Phasen das Kissen in die Hand gaben. Und dann kommt man – ein wenig ausgeruhter – zurück an Deck und alles sieht so friedlich aus, der Ozean schimmert blau, die Freude kehrt zurück…

 

 

Vor ein paar Wochen haben wir in Las Palmas Moni und Hermi kennengelernt, die extrem sympathische Crew der „Gräfin V“, schon seit vielen Jahren gemeinsam auf Langfahrt rund um den Globus. Die beiden erzählten uns, dass sie gelegentlich nach einer langen Überfahrt an ihrem Zielort gar nicht anlegen, sondern es auf See so schön finden, dass sie einfach draußen bleiben und weiter fahren, hunderte von zusätzlichen Meilen, bis sie mal wieder Lust auf Land verspüren. Das wäre für uns nicht vorstellbar gewesen, wir haben uns besonders zum Ende hin immer mehr auf die Ankunft gefreut, sie uns in bunten Farben ausgemalt. Auch jetzt fänden wir es wenig verlockend, nach Panama durchzubrennen und direkt den Pazifik dran zu hängen. So wie es gerade ist, ist es perfekt: wir haben die Strecke geschafft, die wir uns vorgenommen haben, ohne gravierende Fehler zu machen oder sogar echten Bockmist zu bauen. Auf der Verlustliste stehen der Bootshaken und das Gaff, beides ging versehentlich in Gefechtssituationen über Bord. An der Aries ist eine Schraubverbindung gebrochen (reparabel), zwischendurch war wieder Luft im Motor (repariert) und mit der Windanzeige stimmt was nicht (ist hoffentlich noch Garantie drauf). Mit dieser recht gnädigen Bilanz freuen wir uns gigantisch darauf, nun bis April entspannt die Inseln zu erkunden, Freunde wiederzusehen, zu genießen und uns dann allmählich mit der Rückreise via Bermudas und Azoren zu befassen, die auch nicht ganz ohne ist. Werden wir uns dann nach all den kurzen Distanzen zwischen den Inseln wieder mit Heißhunger in die langen Etappen stürzen, voller Sehnsucht nach Gefahr und Abenteuer oder sind wir im Grunde doch eher Küstenkapitäne, denen das Ziel das Ziel ist? Die Verarbeitung läuft bestimmt noch eine Weile, wir sind selbst gespannt.

 

 

uli
Januar 9th, 2016 at 12:53 pm

Hallo Heiks,

wir wünschen Heiko noch alles Gute zum Geburtstag.

Ralf und Uli

uli
Januar 9th, 2016 at 12:52 pm

Hallo Heiko,

nachträglich noch alles Gute zum Geburtstag.Viele Grüße aus dem auch sonnigen
Münster( 2 Grad).

Uli

Bernd
Januar 4th, 2016 at 12:49 pm

Herzlichen Glückwunsch und Happy New Year !

uwe
Januar 4th, 2016 at 11:22 am

Happy Birthday Heiko !!

Peter
Januar 4th, 2016 at 1:05 am

Happy Birthday, lieber Heiko.

Elke
Januar 3rd, 2016 at 9:16 pm

Freut mich, dass ihr gesund angekommen seid und das Blauwasser gut überstanden habt.
Ein frohes neues Jahr und dir Heiko „Alles Gute zum Gebirtstag“.

Henning
Januar 3rd, 2016 at 7:09 pm

Von mir auch die herzlichen Glückwünsche zu Eurer gelungenen Überfahrt und zu Deinem Geburtstag, Heiko! Habt eine gute Zeit weiterhin und schriebt fleissig. Ich freue mich immer Eure Zeilen zu lesen! Danke dafür

Svenja
Januar 3rd, 2016 at 7:07 pm

Hallo liebe Heiks,
riesengroßen Glückwunsch zu eurer Antlantiküberquerung. Habe die ganze Zeit mitgefiebert und Daumen gedrückt, dass alles gut geht. Finde super toll, dass ihr euch euren Traum erfüllt und trotz diverser Hindernisse zu Beginn (und auch zwischendurch) eurer Reise offenbar nie euren Optimismus verloren habt.
Ich wünsche euch ein ganz tolles Jaht 2016, wenn es auch vermutlich schwer sein wird 2015 zu toppen. Heiko, dir alles Gute zum Geburtstag, ich vermute es wird eine ordentliche Party geben 😉
Liebe Grüße,
Svenja

Jens
Januar 3rd, 2016 at 6:47 pm

Hallo ihr 2,
Herzlichen Glückwunsch zur Atlantikbezwingung und Glückwunsh an Heiko zum Geburtstag. Euer Blog ist Spitze und ich freue mich immer auf die nächsten Beiträge. Lasst es Euch in der Karibik gutgehen. LG, Jens

Florian
Januar 3rd, 2016 at 4:21 pm

Wahnsinn!! Ihr seid also einmal rüber über den Teich, Hut ab dafür!
Dir lieber Heiko alles Gute zum Geburtstag. Viel Spaß auf den Insel, genießt die Zeit an Land!

Gunther
Januar 3rd, 2016 at 3:16 pm

Super ihr beiden, ihr habt es geschafft….ihr habt meinen vollen Respekt und Anerkennung….und ja, ich habe mir diese Frage auch schon ein paarmal gestellt, ob ich nicht doch lieber Küstenskipper bin und das Ziel das Ziel ist….es ist einfach zu schöööön, irgendwo anzukommen und ohne schaukeln schlafen zu können und nicht in 3 oder 4 Stunden wach werden zu müssen….mal sehn, wie sich das bei mir weiter entwickelt, ich bin gespannt….ach ja, ein frohes neues Jahr wünsche ich euch !

Armin
Januar 3rd, 2016 at 2:59 pm

Auch von mir Glückwünsche zur Atlantikbezwingung. Ich kenne Eure Seite über die Balou. Lese regelmäßig auf Eurer HP mit.

Liebe Grüße, beneide Euch

DirtyHarry
Januar 3rd, 2016 at 1:45 pm

Servus Ihr lieben Menschlein, gratuliere Euch zu Eurer Atlantiküberquerung und freue mich darauf, Eure Erlebnisse in Heikes großartigem Schreibstil teilen zu können.
Ich wünsche Euch eine interessante Zeit, ein traumhaftes Jahr, und dem lieben Heiko natürlich hier noch die herzlichsten Glückwünsche zu seinem dierentekommtimmernähertag.
Mal et jut
Fette Hugs von Der Niederbayernconnection

René
Januar 3rd, 2016 at 1:35 pm

Hammer!!! Da könnt ihr mächtig stolz auf euch sein. Ich bin es auf jeden Fall. Und feiert noch schön Heikos Geburtstag. 🙂

Ganz liebe Grüße von Ingrid und René

Thorsten
Januar 3rd, 2016 at 11:30 am

Hallo Ihr Helden,
wir sind sehr erleichtert und freuen uns sehr über Eure geglückte Überfahrt.
Und Dir lieber Heiko, alles Gute zum Geburtstag!
Viele Grüße aus dem verregneten Heidelberg, Thorsten

Ludger
Januar 3rd, 2016 at 11:03 am

Guten Morgen – Grüße aus dem sonntäglich verregneten Duisburg in das Land der Seglerträume! Danke für die gute Butter. Ja so kennt man segeln: Zwischen himmlischem Paradies und Verzweiflung! Aber jetzt seid ihr erstmal im Paradies-hoffe ich jedenfalls. Nehmt euch bitte hinreichend Auszeit vom paradiesischen Alltag und setzt euch an den PC um uns zu berichten wie es euch und dem Fisch geht. Ach ja und gebt dem Fisch eine extra Portion Anti Rost, damit er euch weiterhin eine schützende Hülle bietet. Tolle Bilder! Ausgeschlafene Grüsse vom sonntäglichen Schreibtisch, Ludger

Frank
Januar 3rd, 2016 at 11:03 am

Hallo Heiks,
ein ganz großes Boa! Ihr habt es geschafft! Herzlichen Glückwunsch euch. Apropos herzlichen Glückwunsch an das Geburtstagskind.
Genieß es, denn das aktuelle Wetter in Köln ist 6Grad und Regen!

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