Endlich unbekanntes Terrain!

Anderthalb Wochen waren wir nun in Scheveningen. Viel länger als geplant, aber wir hatten eine herrliche Zeit dort, haben uns bei Strandwanderungen stundenlang die Köpfe durchpusten lassen von fast jeder Sorte Wind (das Maximum waren neun Beaufort am Dienstag, das fühlte sich eher nach Sandstrahlen als nach Pusten an). Damit es nicht zu entspannt wurde, standen immer mal Arbeiten und Optimierungen an Flying Fish auf dem Programm und um kulturell nicht zu verarmen, sind wir einem Tipp von Schwester A. und Kicker gefolgt, haben uns im Gemeentemuseum in Den Haag die Anton Corbijn-Fotoausstellung angeschaut und waren begeistert von dessen Porträts. Und an Bord wurde morgens wie abends ausgiebig geschlemmt, „erg lekker en heel gezond“ natürlich.

 

 

Bevor Flying Fish noch in den Niederlanden Bewuchs ansetzen konnte, kam es dann gestern endlich, das ersehnte Wetterfenster. Und statt in kleinen Etappen die niederländische, belgische und französische Küste entlang zu tingeln, haben wir uns für einen langen Schlag über Nacht direkt nach Dover entschieden. Um 11.30 Uhr hieß es „Leinen los“ und ab auf die Nordsee. Leider trotz Strom von achtern erst mal recht langsam, denn manchmal liest das Wetter einfach die Vorhersage nicht und macht sein eigenes Ding. Doch ein paar Stunden lang konnten wir herrlich unter Blister segeln, mussten nur dann und wann den Motor mitlaufen lassen (der tadellos seinen Job macht!), bis der Wind am Abend drehte und auffrischte. Durch die mondhelle Nacht ging es ausgebaumt im Schmetterling, ein Kurs, der leider eine übel nervige Welle mit sich bringt. So passierten wir spektakulär rot blinkende Windparks, etliche Seezeichen und mehrere Schiffsschlafzimmer, große Ankerfelder, wo die Berufsschifffahrt auf Reede liegt.

 

 

Der anspruchsvollste Teil folgte heute bei Tageslicht, die Querung der Verkehrstrennungsgebiete im Englischen Kanal. Dort ist so viel Schiffsverkehr, dass es eine Art gigantisches Einbahnstraßensystem gibt, das den Seekarten zu entnehmen und streng zu beachten ist. Bis auf die Höhe von Calais hatten wir uns sozusagen auf dem Standstreifen gegen die Fahrtrichtung nach Südwesten bewegt. Die Verkehrstrennungsgebiete dürfen wir als Segler befahren, sie aber nur im rechten Winkel queren. Und all die Frachter, Tanker und Fähren haben Vorfahrt. Erinnert sich vielleicht jemand an das alte Computerspiel Frogger? So ähnlich ist das im Kanal. Hinzu kam wechselhaftes Wetter, so dass wir gefühlte hundert Mal die Segel ein- und ausgerefft haben. Doch wir konnten der Großschifffahrt ebenso entkommen wie zwei Gewittern und bei der Ansteuerung von Dover riss der Himmel auf und die Sonne beschien für uns die weißen Klippen, während Flying Fish auf perfektem Amwindkurs wie auf Schienen auf die Hafeneinfahrt zu segelte, da gibt es dann einfach nichts zu meckern. Seit 13 Uhr sind wir nach 150 zurückgelegten Seemeilen fest im Granville Dock mit Blick auf das Dover Castle und freuen uns auf die Stadterkundung.

Ludger
Juni 8th, 2015 at 11:05 am

Die weißen Felsen sind ja eigentlich nix anderes als aufgetürmter Karibiksand… braucht also eigentlich gar nicht weiter! Haben Euch am langen Wochenende in der Vreiheid vermißt und auf Euren sicheren Trip angestoßen. Gute und sichere Weiterfahrt – Grüße vom Schreibtisch aus Duisburg.

Sebastian W.
Juni 8th, 2015 at 9:50 am

Wollte wenigstens mal Danke sagen für eure wie immer tollen und spannenden ‚Live-Berichte‘ – ansonsten weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Verfolge atemlos eure fantastische Abenteuer-Reise und verschlinge jedes Schnipselchen Fotos und Text von euch – besser und spannender als jeder Thriller! 🙂
Macht weiter so und viel Glück und Spaß weiterhin! Ihr seid unsere Helden! 🙂

DirkJ
Juni 7th, 2015 at 2:13 pm

Eine Kanalquerung habe ich vor langer Zeit mal bei Nacht mitgemacht, allerdings bei ganz ruhigem Wetter und ruhiger See. Das war schon aufregende genug. Daher kann ich nachvollziehen, wie es Euch gegangen ist. Well done!
Viel Spass bei Fish & Chips und denkt dran: die gute englische Küche ist Indisch!

Carsten
Juni 5th, 2015 at 8:12 pm

Schöne Bilder
Und wie Sandra sagte :
Ein neuer Blog ist da!!
Congratulations Mr. and Ms.Fish
Wir freuen uns für Euch

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