Schluss mit lustig

Am Freitag war das Wiedersehen mit Flying Fish besonders spannend für uns, denn wir hatten sie vor drei Wochen in recht erbärmlichem Zustand zurück gelassen und bei der Werft einiges zur Verbesserung ihrer Situation in Auftrag gegeben. Als wir ankamen, rumorte es vernehmbar im Schiffsinneren, da wurde also mal wieder irgendwas mit der ganz heißen Nadel gestrickt, das kennen wir gut aus der Vergangenheit. Dann vielleicht erst mal eine Bestandsaufnahme von außen: die Löcher in der Bordwand auf Pantryhöhe – weggezaubert! Etwas oberhalb wurden die Rohre für Salzwasserzulauf und das Abwasser erneuert, ebenso die beiden Plichtrohre mit dem großen Durchmesser, die uns schon immer ein wenig unheimlich waren. Und der Ablauf des stillgelegten Achterkajüten-Waschbeckens war endlich mit Stahl verschlossen. Wir fanden es mal wieder beeindruckend, wie sauber Profis schweißen können, unser eigenes Geschick in dieser Disziplin ist dagegen für unterhalb der Wasserlinie eindeutig nicht ausreichend. Weiterhin toll: alle frisch geschweißten Stellen waren mit Primer gestrichen! Genauso, wie wir es erbeten hatten!! Das mögen Menschen ohne Schiff jetzt für selbstverständlich halten, doch sie irren…

Blog 150309_B02_oriAlso dann mutig auf ins Schiffsinnere. Uns war wichtig gewesen, dass der Bereich unter der Pantry komplett fertiggestellt ist, wenn wir wiederkommen. Doch leider nein: die beiden Seeventile fehlten ebenso wie der Gashahn samt Schlauch. Dafür brachte der Blick in den Motorraum Überraschendes zu Tage: unsere Lichtmaschine war wieder eingebaut. Hmmm, wir hatten sie ausgebaut, zur Überprüfung abgegeben und in der Zwischenzeit telefonisch erfahren, dass sie in Ordnung ist, mehr sollte die Werft eigentlich nicht machen. Da es aber uns anzulasten ist, dass wir kein Niederländisch sprechen, sind wir bei kleinen Missverständnissen in der Regel großzügig.

Blog 150309_B03_oriDoch genaueres Hinschauen zeigte weitere Veränderungen, der Kühlschrank-Antrieb im Motorraum fehlte. Zur Erklärung: wir hatten zwei Kühlaggregate an Bord, ein „normales“, das mit Energie aus dem Bordnetz betrieben wurde und hervorragend funktionierte. Und dann noch eines, das wie eine zweite Lichtmaschine an den Motor angeschlossen war und von dort seine Energie bezog. Letzteres war schon beim Schiffskauf defekt und nahm außerdem unglaublich viel Platz weg. Deshalb wollten wir es ausbauen und hatten uns die Details unseres Plans irgendwann mal vom Werftchef absegnen lassen. Der Inhalt dieses lapidaren Kurzgesprächs muss irgendwie innerhalb der werftinternen Kommunikation auf absurde Art mutiert sein. Jedenfalls wurde offensichtlich ein Mitarbeiter an Bord geschickt mit der Mission „vernichte dort alles, was der Kühlung dient“. Mission completed, und zwar ausnahmsweise penibel und bis zum Ende: so waren gleich beide Kühlschränke ausgebaut, deren sämtliche Verkabelung entfernt, die Bedienelemente demontiert. Wir waren fassungslos wie selten zuvor. Selbst der immer-coole Chef des Ganzen machte große, erstaunte Augen bei dieser Geschichte und versprach, entsprechende Teile zu besorgen und den ursprünglich funktionierenden Kühlschrank wieder instand zu setzen.

Unterdessen fiel sein Blick in unsere owatrol-braunrote Bilge und er fragte, warum wir die nicht überlackiert hätten. „Weil Sie uns vor zwei Jahren geraten haben, es bei zwei Schichten Owatrol zu belassen und sie nicht zu versiegeln“, war unsere Antwort. Davon wollte er nun nichts mehr wissen, zusätzlicher Bilgenlack sei schon ein wichtiger Schutz gegen Rost. Alarmiert checkten wir alle Bereiche mit purer Owatrol-Beschichtung und siehe da, im Ankerkasten hatte es munter wieder zu rosten angefangen. Okay, die Punkte „komplette Bilge überlackieren“ und „Ankerkasten noch mal bearbeiten“ landeten also auf der To do-Liste, letzterer mit dem Zusatzvermerk „plus Zweikomponenten-Epoxidharz zur Sicherheit“.

Blog 150309_B04_oriDas war natürlich noch nicht alles, die übrigen kleinen Höhen und zahlreichen Tiefen dieses Wochenendes hier in der handlichen Kurzzusammenfassung: der Mast für unsere Windenergieanlage war nicht bestellt worden. Dennoch konnten wir die Halterung dafür letztlich am Heck montieren, da sich ein Rohr mit ähnlichen Maßen in den Tiefen der Werkstatt finden ließ, das wir ausleihen durften. Ebenso nicht bestellt worden war neues Antifouling und die übriggebliebene Dose vom letzten Jahr reichte leider nur für den oberen Teil des Unterwasserschiffs. Doch ohnehin haben wir im Bereich Rumpfbeschichtung noch ein anderes Problem: wie vor zwei Jahren schon mal ist ein großflächiges Stück Spachtelmasse in Höhe des Wasserpasses abgeplatzt und die Stelle muss erst vom Fachmann repariert werden – wieder ein paar weitere Arbeitsschritte mehr. Immerhin haben wir es geschafft, den neuen Unterbau für den Salonfußboden vorzubereiten und die Lukenumrandung in der Bugkajüte neu zu streichen. Einige kleine Macken sind geprimert und das Überwasserschiff ist angeschliffen und wartet auf Lackierung. Darauf kann es wahrscheinlich noch ganz schön lange warten. Einzig erfreuliche Überraschung: die Sichtung unserer Motorersatzteile hat ergeben, dass wir schon anständig ausgestattet sind und inzwischen so gut wie alles identifizieren und zuordnen können. Außerdem hat auf all unser Pech strahlend die Sonne geschienen, was unsere Stimmung aber nur geringfügig aufhellen konnte. Die gelbe Sau. Noch wollen wir unseren Krantermin am 02. April nicht aufgeben, aber es wird mit Sicherheit ganz schön eng werden. Erst mal müssen leider die Verabredungen des kommenden Wochenendes dran glauben, denn wir fahren wieder nach Stavoren.

 

 

Der übellaunig dreinblickende Typ auf dem Foto ganz oben ist übrigens Skippy. Er gehört zur benachbarten Bootsbaustelle und liebt es aus irgendeinem Grund, auf seiner Europalette zu sitzen und uns beim Verzweifeln zu beobachten.

 

Sabine
März 12th, 2015 at 8:49 pm

Oh Ihr Armen,
wir denken an Euch und drücken die Daumen, dass jetzt alles gut wird.
LG
Atanga Crew

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SY Flying Fish by Heiks
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